Bamberg:Posse um eine Glastür

In Bamberg sind Denkmalschützer bereit, "Substanz in den Verlust zu geben" - an einem historischen Gebäude ist eine Holztür durch eine gläserne ersetzt worden. Es hagelt Kritik, doch die prallt an den Verantwortlichen ab.

Von Katja Auer

Ein Reiseführer hat es in Bamberg wirklich nicht besonders schwer. Beinahe hinter jeder Tür steckt in der Welterbe-Stadt etwas Sehenswertes und meistens sind selbst die Türen recht ansehnlich. Die Pforten im Bamberger Dom zum Beispiel. Oder die Tür mit dem auffälligen Türknauf in der Eisgrube. Dieses Apfelweibla hat schon E.T.A. Hoffmann inspiriert, wenn auch zu einer nicht besonders liebreizenden Figur.

Jetzt gibt es noch eine Tür, vor der neuerdings die Reisegruppen stehen bleiben. Die ist nicht besonders originell und gar nicht alt und würde gut in eine Bahnhofshalle oder eine schmucklose Behörde passen. Aber die Glastür ziert ein aufwendig saniertes ehemaliges Kloster im historischen Herzen der Stadt, gleich neben dem traditionsreichen Wirtshaus Schlenkerla. Deswegen erzählt der eine oder andere Reiseführer jetzt den Gästen, was das für welche seien, die sogenannten Experten vom Denkmalschutz und von der Universität.

Privatleute dürften das nicht

Die nämlich nutzt den Bau heute und hat die riesige Glastür einbauen lassen. Anstelle des mächtigen Holzportals, das vorher da war. Schön ist das nicht. Aber wahrscheinlich praktischer. Das befand offenbar auch der Denkmalsschutz, der Chef des staatlichen Bauamtes erklärte noch, dass man heutzutage eher bereit sei "Substanz in den Verlust zu geben".

Da gruselt's einen, nicht nur der Ausdrucksweise wegen, und man stellt sich vor, wie ausgerechnet Bamberg wohl aussähe, wenn mehr Substanz in den Verlust gegeben worden wäre. Nicht von Privatleuten natürlich, die dürfen das nicht. Da schauen die Denkmalschützer auch hinter die Fassaden. Wie der liebe Gott, so wird das gemeinhin begründet.

Vor jener Glastür allerdings haben offenbar alle die Augen verschlossen, wenngleich sie dem Unipräsidenten offenbar gut gefällt. Er jedenfalls findet die Kritik anscheinend recht provinziell und auch, dass sich die Lokalzeitung damit befasst, wie er jüngst im Internet kundtat. Dort sollte besser mal was über die Forschungsleistungen der Uni zu lesen sein, schlug er dem Chefredakteur vor, anstatt über so ein Skandälchen. Ist schließlich alles genehmigt mit der Tür, das stimmt ja auch. Nur gut, dass an der Uni Bamberg auch Denkmalpfleger ausgebildet werden.

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