Mitten in Bamberg:Chinesische Scheißerla

Die Welterbestadt Bamberg ist für vieles bekannt, aber eher nicht für zeitgenössische Kunst. Derzeit allerdings erregen acht rote Figuren Aufsehen, die einfach so dahocken

Von Katja Auer

Nach Bamberg kommen die Besucher scharenweise, per Bus oder Kreuzfahrtschiff, weil es wirklich sehr schön ist in der oberfränkischen Welterbestadt. Die Altstadt, der Dom, Klein Venedig, gut, und mancher Tourist kommt auch des Bieres wegen, das dort in immer noch neun Brauereien gebraut wird. Um zeitgenössische Kunst zu betrachten, ist allerdings noch kaum ein Gast von weit her nach Bamberg gereist.

Weil es aber ein paar sehr rührige Leute gibt in der Stadt, denen die ganze barocke Pracht nicht reicht, tut sich was in Sachen Kunst. So soll zum Beispiel der sogenannte Künstlerfürst Markus Lüpertz demnächst ein paar Kirchenfenster für das alte Kirchlein St. Elisabeth bemalen und gerade erst hat ein neues Kunstwerk einen Platz in der Stadt gefunden. "Meeting" heißt das Werk des chinesischen Künstlers Wang Shugang, das nun nach Oberfranken umgezogen ist. Da sitzen acht rote Männer im Kreis, glatzköpfig und mit asiatischem Aussehen, und das an einer so zentralen Stelle, dass die Herren jetzt schon ein recht beliebtes Fotomotiv abgeben.

Nur Bambergs bekanntester Chinese, der Imbissbudenbetreiber und CSU-Stadtrat You Xie, findet so gar keinen Gefallen an den roten Figuren. Die Pose der Männer gefällt ihm nicht. Wie sie da so hocken, das sei typisch chinesisch, sagt er, und zwar typisch für deren Leidensfähigkeit und Passivität. Das hat er ausgiebig beschrieben und ganz eindeutig lehnt You Xie das Hocken grundsätzlich ab. Chinesen sollten aufrecht stehen, sagt er, mutig sein. Oder halt richtig sitzen. Nicht hocken auf jeden Fall. Zumal in Deutschland, das nun überhaupt kein Hocker-Land sei.

Aus diesem Blickwinkel hat das Kunstwerk bislang wohl kaum jemand diskutiert, zumindest scheint es die privaten Spender nicht gestört zu haben, die das Geld für das "Meeting" gegeben haben. So nennt die Versammlung allerdings kaum jemand in der Stadt. Die Bamberger sind da ganz pragmatisch, Lüpertz' "Apoll", der in der Altstadt steht, wird ob seiner Unförmigkeit einfach "Krüppala" gerufen. Die roten Männer haben auch schon einen Namen. Der hat was mit ihrer Sitzposition zu tun, klar, das liegt auf der Hand. "Scheißerla" werden die Skulpturen schlicht genannt.

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