Mitten in Augsburg:Schwaben brauchen keine Mülltonnen-Reparatur-Kurse

Der Schwabe ist sparsam, heißt es immer. Die Beamten im Landkreis Augsburg wollten Kurse anbieten, in denen die Bürger ihre kaputten Mülltonnen selbst reparieren sollten. Doch das Angebot blieb ungenutzt.

Kolumne von Katja Auer

Es gibt diesen nicht mehr ganz neuen Witz über die Schwaben, der mit der Pointe endet, dass ein Biertrinker eine Fliege auf den Rand seines Kruges setzt, in den sie zuvor gefallen ist. "Spuck's wieder aus", sagt er, während die anderen am Tisch, das können - je nach Humor - zum Beispiel ein Franke und ein Oberbayer sein, die Fliege erschlagen oder sie mit dem Rat davonziehen lassen, sie möge erst einmal ihren Rausch ausschlafen.

Die angeblich charakteristische Eigenschaft der Schwaben, ihre Sparsamkeit, hat nicht nur zahlreiche Kabarettisten inspiriert, sondern offenbar auch die Beamten im Landratsamt. Die wollten die Bürger animieren, ihre Mülltonnen selbst zu reparieren, damit sie nicht ausgetauscht werden müssen. Die Idee hatte dem Landkreis überregionale Aufmerksamkeit beschert, schien sie doch die ultimative Bestätigung für den Geiz der Schwaben zu sein. Die reparieren sogar Mülltonnen, wunderbar.

Offenbar sind die Biotonnen im Landkreis Augsburg tatsächlich ein rechtes Glump, so wurde das jedenfalls wiederholt geäußert, denn der Kunststoff reißt und im schlechtesten Fall fällt die ganze Tonne auf den Boden, wenn die Greifarme des Mülllasters zupacken. Mit ein bisschen Bastelkram aus dem Baumarkt lässt sich das allerdings wohl recht einfach beheben, unter fachkundiger Anleitung wenigstens, und so bot das Landratsamt besagte Mülltonnen-Reparaturkurse an. Man muss ja nicht gleich alles wegschmeißen. Indes, es meldete sich niemand an. Obwohl angekündigt war, dass eine Ersatztonne nicht kostenlos zu haben sei, sollte der Schaden auf Überfüllung zurückzuführen sein. Und doch, gar keiner interessierte sich, und so hat das Landratsamt die geplanten Mülltonnen-Bastelkurse wieder abgesagt.

Ein Video war aber auf der Homepage der Behörde zu sehen, in dem gezeigt wurde, wie sich die Tonnen mit ein paar Spanngurten oder Aluminiumleisten reparieren lassen. Es könne ja sein, dass dieses anschauliche Video die Kurse schlicht überflüssig gemacht habe, vermutete eine Kreissprecherin auf Nachfrage der dpa. Warum das Filmchen inzwischen aber nicht mehr online zu finden ist, blieb bislang ungeklärt. Wird wohl eine Sparmaßnahme sein.

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