Turnier:Schlagfertige Finanzbeamte

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Schnell beim Einfordern, langsam beim Zurückerstatten - so das Klischee. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Staatsdiener sind flink und geschickt und legen sich mächtig ins Zeug. Zumindest in ihrer Freizeit.

Kolumne von Christian Rost

Wer im Staatsdienst sein Geld verdient, hat nichts zu lachen. Wie auch? Beamte müssen den Politikern gehorchen und den Bürgern dienen. Die aber nerven mit ihren ständigen Anliegen, wo man doch schon genug zu tun hat, und machen sich dann auch noch lustig. Sie reißen Witze wie diesen: "Treffen sich zwei Beamte auf dem Gang, fragt der eine den anderen: Und, kannst du auch nicht schlafen?"

Vorurteil über Vorurteil müssen sich die armen Staatsdiener anhören. Dass sie faul sind, zu viel verdienen, hübsche Pensionen einstreichen, ohne je in die Rentenkasse eingezahlt zu haben, und so weiter. Gerade Finanzbeamte leben mit einem zweifelhaften Ruf, weil sie immer alles sofort wollen, Rechnungsbelege oder Kontoauszüge etwa. Und wehe, der Steuerzahler spurt nicht, dann hagelt es Verzugszinsen und deftigere Strafen. Andererseits: Wenn sie etwas rausrücken sollen, zum Beispiel eine Steuerrückerstattung, dann lassen sie sich schön Zeit.

Ein Wettbewerb in Augsburg widerlegt nun eine Reihe dieser gemeinen Vorurteile. Beamte sind nicht faul und nicht langsam. Sie sind flink und geschickt und legen sich mächtig ins Zeug. Zumindest in ihrer Freizeit. An diesem Donnerstag treffen sich in Schwaben Finanzbeamte aus der ganzen Republik zum Deutschlandturnier. Das ist ein Kräftemessen im: Bowling, Drachenbootrennen, Fußball, Kegeln, Laufen, Schach, Skat und Schafkopf, Tennis, Tischtennis und Volleyball. Tja, wer hätte das gedacht! Beamte sind ganz normale Menschen mit ganz normalen Hobbys. Sie kegeln und rudern und rennen und schlagen sich die Bälle um die Ohren.

Die Finanzbeamten unterscheiden sich von anderen Menschen also nur in einem Punkt. Sie sind gewissenhafter und gründlicher. Diese berufsbedingte Wesensart muss im sportlichen Wettkampf nicht von Nachteil sein. Ein schön gespielter Ball, ein exakt platzierter Aufschlag, mit einem Wurf alle Neune - wer will dagegen etwas einwenden? Wie sagen die Schwaben: "It hudla! Vom hudla griagt ma schiache Kinda." Das Motto sollte sich auch der Schirmherr des Turniers zu eigen machen: Finanzminister Markus Söder. Er hat ja gemerkt, dass er in seiner Disziplin, der Ellenbogenpolitik, mit Hudelei nicht weiter kommt.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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