Advent:Gehört Bier auf einen Christkindlmarkt?

Anstoßen mit Flaschenbier

Prost! Ein Betreiber eines Weihnachtsstands auf dem Augsburger Christkindlmarkt möchte neben Glühwein gern auch Bier ausschenken.

(Foto: Angelika Warmuth/dpa)

In Augsburg streitet ein Wirt gerade mit der Stadt über diese Frage. Sein Argument: Der Klimawandel spreche für eine Ausschank-Lizenz.

Kolumne von Johann Osel

Auf Hawaii gibt es bekanntlich kein Bier - über diesen Missstand hat uns der Musiker Paul Kuhn hinlänglich aufgeklärt und besungen, wie fatal das angesichts hoher Temperaturen sein kann: "Es ist so heiß auf Hawaii, kein kühler Fleck / Und nur vom Hula-Hula geht der Durst nicht weg." Bier gehört eben zum Sommer dazu. "Dieses Getränk will ich vorzüglich bei herannahendem Sommer meinen Herren Collegen empfehlen", schrieb im Mai 1839 ein Redakteur im Neuen Tagblatt für München und Bayern.

Zuvor hatte er sich eine "Maß Sommerbier" in einer gut besuchten Wirtschaft gegönnt. Warum das relevant ist, jetzt mitten im Dezember? Auf dem Christkindlmarkt in Augsburg wird just darüber diskutiert, wie es sich mit dem Bierkonsum im Angesicht der Jahreszeiten idealerweise zu verhalten hat.

Wie die Augsburger Allgemeine meldet, hat der Betreiber des "Weihnachtsstadls" unter seinen Gästen den akuten Wunsch nach Bier diagnostiziert, er bittet die Stadt deswegen um eine entsprechende Ausschank-Erlaubnis. Offenbar nicht zum ersten Mal, denn von offizieller Seite hieß es als Antwort: Die Idee des Wirtes und mancher seiner Kollegen stehe schon seit längerer Zeit im Raum, das Ansinnen sei stets abgelehnt worden. Denn damit auf dem Markt "weiterhin die richtige Weihnachtsstimmung aufkommt, sollen auch die Getränke weihnachtlich bleiben. Glühwein und Punsch gehören in die Vorweihnachtszeit, kaltes Bier nicht".

Dass andernorts auf Christkindlmärkten in Bayern mitunter Bier fließt, beeindruckt die Stadt nicht; ebenso wenig der Einwand des Wirts, dass er in Hamburg "ganze Weißbierzelte" gesehen habe. Daher hat er nun ein neues Argument: den Klimawandel. Es bleibe ja im Winter öfters warm, da gebe es keine andere Wahl als kühles Bier im Angebot.

Dieses visionäre Potenzial sollte die Stadt nicht verkennen. Irgendwann wird es schließlich so kommen, dass die Leute im Sommer mit Glühweintassen bibbern und im Winter kalte Biere kippen. Gar als Pionier könnte Augsburg bekannt werden. Wenn in ferner Zukunft Schüler lernen, wann es anfing mit dem Klimawandel und wie die Menschheit reagierte, könnte es heißen: 2016 - als auf dem Christkindlmarkt in Augsburg der Ausschank von Sommerbier begann.

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