Mittelfranken:Stadt Pappenheim streitet mit Grafenfamilie - wegen vier Quadratmetern

Mittelfranken: Albrecht Graf von und zu Egloffstein und die Verantwortlichen der Stadt Pappenheim sind sich schon länger nicht grün - es geht natürlich um Geld.

Albrecht Graf von und zu Egloffstein und die Verantwortlichen der Stadt Pappenheim sind sich schon länger nicht grün - es geht natürlich um Geld.

(Foto: imago stock&people)
  • Ein Streit um vier Quadratmeter einer Altstadtstraße ist Anlass für einen heftigen Streit zwischen Albrecht Graf von und zu Egloffstein und der Stadt Pappenheim.
  • Die Stadt wirft dem Grafen vor, er habe öffentliche Mittel für die Sanierung seines Privatschlosses nicht korrekt ausgegeben - sie stoppte deshalb weitere Zahlungen.
  • Weigert sich die Grafenfamilie weiterhin, die vier Quadratmeter aus ihrem Besitz freizugeben, droht ihr die Enteignung.

Von Uwe Ritzer, Pappenheim

Wenn in den kommenden zehn Tagen nicht ein Wunder geschieht, wird die Stadt Pappenheim ein Enteignungsverfahren einleiten. Es geht um ganze vier Quadratmeter mitten in einer engen Altstadtstraße, welche die Eigentümerin der Stadt nicht überlassen, sondern einzäunen will. Was nicht nur absurd wäre, sondern vor allem die Zufahrt zu einem öffentlichen Parkplatz und den Stadtwerken unmöglich machen würde. "Uns bleibt nichts anderes übrig als die Enteignung", sagt Bürgermeister Uwe Sinn. "Alle Versuche, die vier Quadratmeter gütlich zu bekommen, sind gescheitert."

Das Pikante daran: Die Eigentümerin des Straßenflecks ist nicht irgendwer, es ist historisch betrachtet die berühmte und dank Friedrich Schillers "Wallenstein" literaturgeschichtlich verankerte, gräfliche Familie derer zu Pappenheim. Angeführt wird sie von Albrecht Graf von und zu Egloffstein, von Kritikern am Ort "Graf Ego" genannt, der als Vize-Chef des Landesdenkmalrates und anderer Pöstchen wegen ein hohes Tier nicht nur in der bayerischen Denkmalszene ist. Er und die Seinen liefern sich seit Monaten einen bizarren Kleinkrieg mit der Stadt Pappenheim, der inzwischen auch den Landtag beschäftigt.

Es geht um die Frage, ob die Egloffsteins bei der Sanierung ihres Privatschlosses öffentliche Mittel - und das waren immerhin 1,3 der veranschlagten 1,8 Millionen Euro Kosten - korrekt ausgegeben haben. Die Stadt Pappenheim bezweifelt das, denn wäre alles vertragskonform gelaufen, hätten die Egloffsteins die Marktplatzseite des Schlosses längst restaurieren müssen. Doch sie gammelt vor sich hin, während die Fassade zur Altmühl hin herausgeputzt wurde. Nur dass die keiner sieht, denn es handelt sich um den abgeschirmten Privatbereich der Egloffsteins.

Die Stadt hat deshalb die Auszahlung weiterer Mittel aus dem Topf der Städtebauförderung gestoppt. Als Retourkutsche beansprucht die Grafschaft besagte vier Quadratmeter, die ihr tatsächlich gehören und durch ein Jahrzehnte zurückliegendes Behördenversäumnis nicht als öffentliche Fläche ausgewiesen sind.

Wofür tatsächlich die Egloffsteins das viele Geld der Steuerzahler ausgegeben haben, prüft das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (LfD). Es braucht dafür erstaunlich lange, denn die dort zuständige untere Denkmalbehörde am Landratsamt in Weißenburg hat ihre diesbezüglichen Erkenntnisse schon vor Monaten dem LfD gemeldet. Allein das nährt den Verdacht, bayerische Behörden wären allzu großzügig mit dem in Staatsregierung und Denkmalbürokratie gut vernetzten Grafen Egloffstein umgegangen und versuchten nun Schadensbegrenzung. Entsprechend drängt die Opposition im Landtag angeführt von der SPD-Abgeordneten Helga Schmitt-Bussinger auf Aufklärung.

Doch zunächst einmal wurden alle Kritiker vertröstet. Man solle doch erst die Prüfungsergebnisse des LfD im Juli abwarten, beschieden CSU und Staatsregierung im Landtag kritischen Rednern aus SPD, Freien Wählern und Grünen. Schmitt-Bussinger vermutet, dass hinter den Kulissen "alles getan werden soll, um den Grafen aus der Schusslinie zu bringen und von eigenem Versagen bei seiner Kontrolle abzulenken". Es gebe Anzeichen für "hilflose Versuche, alles so darzustellen, als wäre nichts dran", sagt Schmitt-Bussinger.

Doch selbst wenn das LfD dem Grafen korrekte Mittelverwendung bescheinigen würde, beträfe dies nur einen Teil des Zuschusses. 240 000 der knapp 1,3 Millionen Euro kommen aber aus der Städtebauförderung, für die unter anderem der Bund und die Stadt Pappenheim zuständig sind. Das Geld war an Bedingungen geknüpft, an die sich Egloffstein definitiv nicht gehalten habe, heißt es im Rathaus. Also fordert die Stadt nun gut 42 000 Euro zurück. Eine Frist bis zum 15. Juni hat die Grafenfamilie kommentarlos verstreichen lassen; nun hat die Kommune ein Mahnverfahren eingeleitet. Am Ende könnte bekanntlich eine Pfändung stehen.

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