Missbrauchsvorwurf:Der untragbare Bischof

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Aus dem streitbaren Konservativen Walter Mixa mit dem reinen Herzen ist ein im Amt gescheiterter Mensch geworden. Wusste niemand von dem zweiten Wesen des Mannes?

Matthias Drobinski

Als die ersten Vorwürfe gegen ihn auftauchten, sagte Walter Mixa, der Bischof von Augsburg: "Ich habe ein reines Herz." Der Satz hat jetzt eine Bedeutung zum Fürchten bekommen. Mixa glaubt ihn offenbar bis heute. Er hat abgespalten, dass er das Bild eines Priesters und Bischofs abgibt, der Moral predigt und das Gegenteil lebt - die Schläge und den Missbrauch; den Griff in die Kasse. Es sind Verdachtsfälle, aber jeden Tag wird die Last der Belege drückender.

Aus Walter Mixa, dem streitbaren Konservativen mit dem reinen Herzen, ist Walter Mixa, der kranke und im Amt gescheiterte Mensch geworden. (Foto: Foto: dpa)

Und aus Walter Mixa, dem streitbaren Konservativen mit dem reinen Herzen, ist Walter Mixa, der kranke und im Amt gescheiterte Mensch geworden.

Das ist die die tragische Seite der Geschichte. Doch sie zu erzählen genügt nicht. Drängender wird jetzt die Frage: Wie konnte jemand wie Mixa Bischof werden, in der katholischen Kirche Karriere machen? Genügte es, glaubenstreu zu reden und eine Schar von Priesteramtsanwärtern um sich zu sammeln?

Wusste niemand vom zweiten, abgründigen Wesen des Mannes, der auch herzlich und gewinnend sein kann? Offenbar interessierte das in Rom keinen, sah man die Fassade, nicht die Substanz. Ein Offenbarungseid für die Auswahl des Spitzenpersonals einer Institution, die von der Glaubwürdigkeit ihrer Amtsträger lebt.

Und niemand unter den Brüdern im Amt hat es offenbar geschafft, so mit Mixa zu reden, dass er sich Hilfe holte. Es siegten die Scharfmacher, jene, die auch dann noch die angebliche Medienkampagne geißelten, als sich zeigte, dass es hier nicht um Erfindungen missgünstiger Journalisten geht. Die den Mann in einen Konflikt trieben, der ihn nur zerstören konnte. Im Fall Mixa schaut die katholische Kirche in ihre Abgründe; schaudererregend tief sind sie.

© SZ vom 8.5.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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