Missbrauch in der katholischen Kirche:Beten um Vergebung

Gesten statt Worte: Die bayerischen Bischöfe haben bei ihrer Frühjahrsvollversammlung Betroffenheit im Missbrauchsskandal gezeigt. Hinter verschlossenen Türen beraten die Oberhirten nun über die Aufarbeitung.

Die katholischen Bischöfe in Bayern haben an diesem Mittwochabend bei einem Gottesdienst um Vergebung im Missbrauchsskandal gebetet. "Wir haben auch die Folgen der Sünde zu tragen, die andere in der Kirche begehen", sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen.

Die Oberhirten fanden zwar kein gemeinsames Wort der Entschuldigung, zündeten aber in der Basilika für jede der sieben bayerischen Diözesen eine Kerze an - als Zeichen der Bitte um Vergebung und Aussöhnung an die Opfer. Die Bischöfe zeigten sich über die Vorfälle in kirchlichen Einrichtungen tief betroffen.

Bei der zweitägigen Vollversammlung, die an diesem Mittwoch begann, steht die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Zentrum. In den vergangenen Wochen waren viele Fälle sexuellen Missbrauchs bekanntgeworden - unter anderem in der Schule des oberbayerischen Klosters Ettal und bei den Regensburger Domspatzen. Frühere Schüler berichteten auch über brutale körperliche Misshandlungen.

Auch in mehreren anderen katholischen Einrichtungen in Bayern wurden Missbrauchsfälle bekannt, die meisten Übergriffe liegen jedoch Jahrzehnte zurück. Bei den Beratungen der Oberhirten geht es nicht nur um die Aufklärung der Missbrauchsfälle, sondern auch um Fragen einer besseren Vorbeugung.

Unterdessen sind laut Medienberichten auch Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der körperlichen Misshandlung gegen zwei Ordensmänner des Sankt-Michaels-Gymnasiums der Benediktiner in Metten bei Deggendorf laut geworden. Die Vorwürfe beträfen die Zeitspanne zwischen 1970 und 1980, teilte das zuständige Ordinariat in Regensburg dazu mit. Abt Wolfgang Hagl versprach restlose Aufklärung.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke entband einen Pfarrer im Landkreis Ansbach mit sofortiger Wirkung von allen geistlichen Ämtern. Damit reagierte der Bischof auf Vorwürfe, der Priester habe im Schuljahr 1971/72 als studentische Hilfskraft im Internat der Regensburger Domspatzen einen Minderjährigen sexuell missbraucht, wie das Ordinariat in Regensburg mitteilte. Die Diözese Regensburg überprüfe den Fall und habe die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der 1978 in Eichstätt zum Priester geweihte Mann habe die Verfehlungen während seiner Tätigkeit in Regensburg am Montag eingeräumt.

Die Beratungen der Oberhirten finden hinter verschlossenen Türen statt. Der Konferenzvorsitzende, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, und der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick werden an diesem Donnerstag über die Ergebnisse des Treffens informieren.

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