Ministerpräsidenten-Gattin:Bayerns First Lady - ein schwieriges Amt

Ministerpräsidenten-Gattin: Karin Stoiber, Karin Baumüller-Söder, Karin Seehofer: Die Namen der Ministerpräsidenten beginnen in Bayern oft mit einem S, die Frauen heißen Karin.

Karin Stoiber, Karin Baumüller-Söder, Karin Seehofer: Die Namen der Ministerpräsidenten beginnen in Bayern oft mit einem S, die Frauen heißen Karin.

(Foto: dpa/Robert Haas/dpa)

Karin Baumüller-Söder wird die dritte bayerische Ministerpräsidenten-Gattin, die Karin heißt. Obwohl es ihn offiziell gar nicht gibt, sind mit dem Posten viele Erwartungen verbunden.

Von Katja Auer

Sie weiß schon wie das ist. Karin Baumüller-Söder war schon mal so was wie eine Ehren-Landesmutter. 2016 in Veitshöchheim war das, da tauchte Faschingsfan Markus Söder in einer ganz besonderen Verkleidung zur Fränkischen Fastnacht auf: als der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber. Und seine Ehefrau Karin ging als Stoibers Ehefrau Karin.

Es ist ein Zufall, dass die Namen der bayerischen Ministerpräsidenten gerne mit einem S beginnen: Seidel, Strauß, Streibl, Stoiber, Seehofer. Und nun Söder.

Weniger offensichtlich, aber langsam doch bemerkenswert ist die Häufung der Vornamen der Ehefrauen der Ministerpräsidenten. So wird Markus Söders Ehefrau die dritte mit dem Namen Karin sein. Karin Baumüller-Söder ist seit 1999 mit Söder verheiratet, die beiden haben drei Kinder. Sie entstammt einer bekannten Nürnberger Unternehmerfamilie und ist Gesellschafterin der Baumüller-Unternehmensgruppe.

Schon bislang begleitete sie den Finanzminister regelmäßig, zu den Bayreuther Festspielen etwa, aber auch nach Veitshöchheim zur Fernsehaufzeichnung der Fränkischen Fastnacht. Für Söder einer der wichtigsten Termine des Jahres, mit seinen Verkleidungen schafft er es regelmäßig in die Schlagzeilen. Karin Baumüller-Söder stets an seiner Seite. Sie war Marge Simpson, als er Homer war, und kam in Netzstrumpfhosen und Nietengürtel, als er als Punker ging. Und sie waren die Stoibers. Zum Maibock-Anstich im Münchner Hofbräuhaus, das zum Geschäftsbereich des Finanzministeriums gehört, erschien die Nürnbergerin im Dirndl.

Ein Outfit, zu dem sich Marga Beckstein, die bislang letzte fränkische Landesmutter nicht hatte durchringen können. Sie hatte sich 2008 geweigert, zum Wiesn-Anstich ein Dirndl anzuziehen und damit einen mittleren Skandal in der Landeshauptstadt ausgelöst. CSU-Frauen und Trachtler waren pikiert, "es würde sich schon gehören", dass die Gattin des Ministerpräsidenten in Tracht auf dem Oktoberfest erscheine, hieß es damals. Marga Beckstein, die sich ohnehin nicht in irgendwelche Muster hatte drängen lassen, focht das nicht an, und ob Dirndl-Gate bei der Landtagswahl 2008 tatsächlich zum Verlust der absoluten Mehrheit beigetragen hat, das sollen dereinst Historiker beurteilen.

Eine Jobbeschreibung gibt es nicht, dafür, was die Frau des bayerischen Ministerpräsidenten zu tun hat, und Lohn und Dienstwagen schon gar nicht. Eine Landesmutter ist die erste Frau im Freistaat bestenfalls, für viele verkörperte Karin Stoiber dieses Ideal. Sie strahlte die Herzenswärme aus, die ihrem nüchternen Ehemann abging, sie war neben dem Bürokraten Stoiber die lächelnde Frau an seiner Seite, die ihn darauf aufmerksam machte, wenn jemand auf ein Autogramm von ihm wartete.

Sie engagierte sich sozial und sammelte allein für das erste Kinderhospiz in Bayern mehrere Millionen Euro. Die Grace Kelly der CSU war einmal in der Zeitung über sie zu lesen, auch bezogen auf ihre stets tadellose Garderobe. Bei den Neujahrsempfängen in der Münchner Residenz etwa verlieh sie dem Ministerpräsidenten in ihren Roben den Glanz, für den sein Verdienstorden wohl nicht ausgereicht hätte.

Ein Dirndl? "Kann ich mir schon vorstellen"

Ihre Nachfolgerin Marga Beckstein taugte für diese Rolle weniger, sie war die resolute Partnerin ihres Mannes, die ihren Beruf als Lehrerin niemals aufgegeben hätte, nur um Ministerpräsidenten-Gattin zu sein. Ein Standpunkt, für den sie viel Respekt erhielt, das Glamouröse allerdings, das vielen Bayern - zumindest zu gewissen Anlässen - offenbar immer noch ganz gut gefällt, wie die Begeisterung für Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Frau Stefanie deutlich machte, das ging den Becksteins völlig ab.

Auch Karin Seehofer wurde gleich zu Beginn der Amtszeit ihres Mannes gefragt, ob sie auch Escada trage wie Karin Stoiber ("nein") und ob sie ein Dirndl anziehen werde, wie Marga Beckstein nicht ("das kann ich mir schon vorstellen"), ansonsten ist auch sie keine für Äußerlichkeiten. Karin Seehofer ist eine offene, herzenswarme Frau, die ihre öffentlichen Auftritte dosiert. Freilich begleitet sie Horst Seehofer zu wichtigen Auftritten und nimmt ausgewählte Termine auch alleine wahr. Sie ist Schirmherrin verschiedener sozialer Projekte und engagiert sich etwa für die Kinderpalliativmedizin. Nach ihr wurden schon zwei Orchideen benannt, zuletzt die "Phalaenopsis Karin Gabriele Seehofer".

Blumenpatin, das ist so eine Aufgabe, die auf Karin Baumüller-Söder, Bayerns künftige erste Dame, im neuen Jahr noch zukommen könnte.

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