189 Millionen Euro Kosten:Theater wird saniert

Augsburg beschließt Großprojekt, Kritiker drohen Widerstand an

Von Stefan Mayr, Augsburg

Der Augsburger Stadtrat hat am Mittwoch die groß angelegte Sanierung des Theaters beschlossen. Zunächst soll im Jahr 2017 die Renovierung des maroden Großen Hauses beginnen, die Gesamtkosten werden auf 189 Millionen Euro geschätzt. Die Entscheidung fiel relativ einmütig - bei nur sechs Gegenstimmen. Doch in der Kulturszene regt sich Widerstand, manche Kritiker des städtischen Vorgehens sprechen bereits von einem Bürgerentscheid.

"Uns wurde eine qualifizierte Bürgerbeteiligung versprochen", sagt Kurt Idrizovic, "diese Chance wurde nun vertan." Der Buchhändler ist einer von etwa 50 Unterzeichnern eines offenen Briefes, in dem noch vor dem Start der Sanierung mehr Bürgerbeteiligung gefordert wurde. Die Kritiker treffen sich am Donnerstag, um über das weitere Vorgehen zu beraten. "Ich denke, es wird Widerstand geben", sagt Idrizovic. Während die Kulturschaffenden auch beim Umbau des Großen Hauses mitreden wollen, schließt die Stadtregierung das aus. Dies begründet Baureferent Gerd Merkle mit der fehlenden Zeit. Und weil es bei dem denkmalgeschützten Gebäude ohnehin kaum gestalterische Spielräume gebe. Laut Stadt sollen die Bürger immerhin beim zweiten Sanierungsabschnitt mitreden dürfen. In einem Dialogprozess unter dem Motto "Zukunft der Theaterlandschaft Augsburg" soll diskutiert werden, wie und wo die Verwaltungsgebäude und die zweite Spielstätte entstehen sollen.

Der Stadtrat befasste sich am Mittwoch mit einem deutlich abgespeckten Plan des Münchner Architekten Walter Achatz. Ursprünglich war er von mehr als 230 Millionen Euro Kosten ausgegangen, doch diese Summe erachteten alle Beteiligten als nicht finanzierbar. Nun sollen die Renovierung und Neugestaltung 189 Millionen kosten. Auch dieser Betrag gilt als große Herausforderung für die Stadt, obwohl der Freistaat 107 Millionen Euro beisteuert. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) kündigte an, nach weiteren Einsparmöglichkeiten zu suchen: "Der Pfeil geht nach unten, nicht nach oben." Damit versuchte er auch, kritische Stimmen zu beruhigen, die eine nachträgliche Kostensteigerung befürchten. Überzeugen konnte er damit nicht alle Stadträte.

Finanz-Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) räumte ein, dass ein Finanzierungskonzept noch nicht steht. Dieses soll im Herbst beraten und beschlossen werden. Dabei wolle sie darauf achten, dass das Großprojekt Theater "nicht alles andere unmöglich macht". Genau dies befürchten Künstler aus der freien Szene, weshalb sie den Plänen skeptisch gegenüberstehen.

Während der mehrjährigen Umbauphase wird das Musiktheater in die Kongresshalle ziehen. Als weitere Interimsspielstätte brachte Kulturreferent Thomas Weitzel das ehemalige Gaswerk ins Spiel: "Das Theater könnte ein Außenbordmotor für die kulturelle Entwicklung des Gaswerk-Areals sein." Ob diese Idee umsetzbar ist, muss noch geprüft werden.

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