Meteorologie:Rottal-Inn leidet unter dem Monsun-Effekt

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Eine besondere Wetterlage führt in Bayern regelmäßig zu starken Regenfällen und Hochwasser in der Zeit nach Pfingsten

Es ist immer wieder die Zeit um Pfingsten: Ende Mai 1999 herrschte Land unter in halb Bayern, noch heute erinnern sie sich in Bad Hindelang und anderen Orten in Schwaben und Oberbayern mit Schrecken an die Wassermassen, die vom Himmel fielen und binnen Stunden Bäche und Flüsse in reißende Ströme verwandelten und alles überschwemmten. Oder Pfingsten 2013, als die Donau mit brachialer Gewalt durch Passau schoss und dort der höchste Pegelstand seit 500 Jahren gemessen wurde. Allein im Landkreis Deggendorf hinterließ die Jahrhundertflut eine halbe Milliarde Euro Schaden. Aber auch in Oberbayern verursachten die Fluten gewaltige Schäden. Und an diesem Mittwochnachmittag trifft es den niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn. Es ist kein Zufall, dass die Wochen nach Pfingsten besonders unwetter- und hochwasserträchtig sind, sagt Andreas Friedrich, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Frankfurt: "Denn das ist der Monsun-Effekt."

Ende Mai, Anfang Juni ist es in Europa bereits relativ warm und sommerlich. Denn die Sonne steht schon hoch am Himmel und heizt den Kontinent schnell auf. "Die Meere um Europa herum, vor allem der Atlantik, sind aber noch ziemlich kalt", sagt Friedrich. Und das bedeutet: Die warme Luft über dem Kontinent steigt auf, darunter zieht es von den Meeren her feuchte Luftmassen regelrecht über den Kontinent - so entsteht ein Monsun-Effekt. "Er ist der Grund der aktuellen Unwetterlagen, die so schnell Hochwasser bringen können", sagt Friedrich. "Er lässt binnen weniger Stunden zig Liter Wasser vom Himmel herabregnen, so dass es kein Halten mehr gibt."

Auch dieser Tage setzen sich immer wieder kleine, aber sehr feuchte Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa und damit über Deutschland und Bayern fest. Vergangenen Freitag und Samstag schaufelte Tief Elvira Unmengen feuchte Luft vom Mittelmeerraum über die Alpen nach Süddeutschland und ließ in Baden-Württemberg, aber auch in Franken und in Niederbayern Bäche und Flüsse dramatisch anschwellen. Jetzt ist es das Tief Frederike, das von Polen nach Mitteldeutschland gezogen ist und ein Unwetter nach dem anderen produziert. "Bei solchen Lagen, wie wir sie derzeit haben, sind 50 oder 60 Liter Niederschlag jederzeit drin", sagt Friedrich, "und zwar binnen weniger Stunden."

Das Schlimme ist: An der bedrohlichen Situation wird sich so schnell nichts ändern. "Eine Umstellung der Großwetterlage ist leider nicht in Sicht", sagt der Frankfurter Meteorologe. "Wir müssen davon ausgehen, dass es über das ganze Wochenende ziemlich unruhig bleiben wird."

Infos über die aktuelle Unwetterlage auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes: www.dwd.de

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