Memmingen:Mildes Urteil für Besitzer von ausgebranntem Auto

Von Stefan Mayr, Memmingen

Neun Monate nach seiner kuriosen Autofahrt durch ein alpines Flussbett kann sich ein psychisch kranker Unterallgäuer über ein mildes Urteil freuen. Das Landgericht Memmingen ordnete am Dienstag die Unterbringung des 31-Jährigen in einer Psychiatrie an, allerdings bekommt der Bäckermeister noch eine Chance: Die Unterbringung wurde gegen mehrere Auflagen für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

So eine Szenerie hat es im Höfats-Massiv mit seinen vier Gipfeln noch nie gegeben: Im November 2015 stand ein ausgebrannter Kleinwagen in einem ausgetrockneten Bachbett, hoch droben in den Allgäuer Alpen, auf 1400 Metern Höhe. Polizei und Bürger in Oberstdorf rätselten tagelang, wer das Auto wie dort hochgebracht haben könnte. Wenig später wurde der Fahrer festgenommen. Er war im Drogenrausch durchs Flussbett nach oben gebrettert, bis es nicht mehr weiterging. Dann stieg er aus, zündete den Wagen an und lief barfuß Richtung Gipfel weiter.

Um weiterhin in Freiheit leben zu können, muss der an einer Psychose erkrankte Mann nun eine ambulante Therapie machen und regelmäßig Medikamente einnehmen. Das Anzünden seines eigenen Autos wurde dem Mann in dem Prozess nicht zur Last gelegt. Doch vor seiner Tour de Trance hatte der Angeklagte etliche andere Straftaten begangen - er zündete ein Quad an, stahl ein Feuerwehrauto und einen Pizza-Lieferwagen. Dennoch kam eine Gefängnisstrafe nicht infrage, da der Angeklagte nach Aussagen eines Gutachters bei der Tat nicht steuerungsfähig und damit schuldunfähig war. Am ersten Prozesstag vergangene Woche hatte der Angeklagte seine Taten gestanden. Nach exzessivem Drogenkonsum habe er Wahnvorstellungen gehabt und "Strahlungen von oben empfangen". In seinem Schlusswort zeigte er sich einsichtig: "Mir tut das alles sehr leid. Ich kann gar nicht glauben, dass das alles ich war." Das Urteil ist rechtskräftig, Staatsanwalt und Verteidiger hatten in ihren Plädoyers auch eine Bewährungschance gefordert. "Mein Mandant hat eine positive Entwicklung genommen", sagte Anwalt Michael Bogdahn. Die Psychose sei durch Drogenkonsum in einer Lebenskrise ausgebrochen. Inzwischen sei sein Mandant "stabil". Er suche einen Job. Aber nicht als Bäcker, die Nachtarbeit wolle er sich nicht mehr antun.

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