Kultur in Bayern:Seehofer plant millionenschwere Projekte

Trotz üppiger Steuereinnahmen ließ die Bayerische Staatsregierung den Kulturbereich jahrelang ausbluten. Das soll sich jetzt ändern: Ministerpräsident Seehofer will bis 2018 offenbar zusätzlich 200 Millionen Euro in Museen, Konzertsäle, Festspiele und Baudenkmäler pumpen.

Mike Szymanski

Die schwarz-gelbe Staatsregierung will ein Jahr vor der Landtagswahl ein deutliches Signal für die Kultur im Freistaat setzen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) im Doppelhaushalt 2013/2014 noch einmal 50 Millionen Euro lockermachen, um kulturelle "Leuchtturmprojekte" in allen Landesteilen zu fördern.

Startschuss für Museum der Bayerischen Geschichte

Regensburgs OB Hans Schaidinger (links) und Horst Seehofer besichtigen den künftigen Standort für das Museum der Bayerischen Geschichte. Geht es nach der Staatsregierung, soll jeder Regierungsbezirk mit künftig mit Leuchtturmprojekten zur Geltung kommen.

(Foto: dpa)

Das geht aus dem Entwurf für ein bayerisches Kulturkonzept hervor, der den Ministerien und den Regierungsfraktionen zur Stellungnahme vorgelegt worden ist. Nach der Sommerpause soll das Kabinett über das Konzept beraten. Darin heißt es: "Mit dem Kulturkonzept sollen in allen Landesteilen kulturelle Schätze gehoben werden. Das große Potenzial der bayerischen Kulturlandschaft wird so noch besser ausgeschöpft."

Geht es nach dem Willen der Staatsregierung, dann soll jeder Regierungsbezirk mit sogenannten Leuchtturmprojekten zur Geltung kommen, die auf das ganze Land ausstrahlen. "Jeder Regierungsbezirk soll künftig über ein staatliches Landesmuseum verfügen, das die regionale Identität besonders prägt", heißt es in dem Entwurf.

Neben den bereits bestehenden Landesmuseen in München, Nürnberg und Augsburg sollen weitere Einrichtung verstaatlicht beziehungsweise in Regensburg ein komplett neues Museum entstehen: Das Museum der Bayerischen Geschichte. Es gehört zu den Prestigeprojekten von Ministerpräsident Horst Seehofer, soll zum 100. Geburtstags des Freistaats 2018 fertig sein und allein mehr als 50 Millionen Euro kosten.

Aufgewertet werden dem Plan zufolge in Selb/Hohenberg das Porzellanikon, in Würzburg das Mainfränkische Museum und das Glasmuseum im niederbayerischen Frauenau. Daneben sieht das Konzept weitere Zuschüsse und Investitionen für Kultureinrichtungen vor: In Nürnberg soll unter anderem eine Machbarkeitsstudie für einen Konzertsaal finanziert werden, für die Sanierung der Venusgrotte in Schloss Linderhof sollen in den nächsten Jahren fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.

Als weitere förderwürdige kulturelle Leuchtturmprojekte benennt das Konzept unter anderem das Sudetendeutsche Museum in München, die Bayreuther Festspiele, die Herrenchiemsee-Festspiele und Asamkirche Aldersbach.

Das Programm baut auf den bewährten Strukturen vor Ort auf, stärkt diese und setzt neue Impulse für die Kultur in der ganzen Fläche des Landes", heißt es hierzu im Konzept. "Kunst und Kultur soll auch für kommende Generationen attraktiv sein." Für 2013 und 2014 belaufen sich die geplanten Ausgaben für Investitionen und Unterhalt auf 50 Millionen Euro. In der Fortschreibung bis 2018 geht der Freistaat laut Konzept von Kosten von mehr als 200 Millionen Euro aus.

1350 Museen zählen jährlich 20 Millionen Besucher

Mit den Investitionen im Kultureinrichtungen widmet sich die schwarz-gelbe Staatsregierung im Jahr vor der Landtagswahl ausdrücklich einem lange vernachlässigten Feld ihrer Politik. Wie ebenfalls aus dem Entwurfspapier hervorgeht, hat die Staatsregierung in den vergangenen Jahren trotz üppiger Steuereinnahmen den Kulturbereich eher ausbluten lassen. Seit 2010 hat die Staatsregierung ihre Ausgaben für Kultur spürbar heruntergefahren: Von knapp 680 Millionen Euro vor zwei Jahren auf 631 Millionen in diesem Jahr. Der Anteil der Kulturausgaben am Gesamtetat machte 2010 1,61 Prozent aus, in diesem Jahr sind es nur noch 1,43 Prozent. Dabei heißt es in Artikel 3 der Bayerischen Verfassung ausdrücklich: Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat.

In seiner Regierungserklärung im Januar hatte Seehofer angekündigt, mehr für die Kultur im Freistaat machen zu wollen. Eine Arbeitsgruppe in der Staatskanzlei unter Leitung von Staatskanzleichef Thomas Kreuzer hat in Zusammenarbeit mit Kunstminister Wolfgang Heubisch in den vergangenen Monaten eine Bestandsaufnahme für den Freistaat gemacht und die Vorschläge fürs Kulturkonzept erarbeitet.

Bayern verfügt über ein beträchtliches kulturelles Angebot. Die etwa 1350 Museen in Bayern zählen jährlich 20 Millionen Besucher. Der Freistaat unterstützt acht große, teils über Bayern hinaus sehr bekannte Orchester in privater Trägerschaft. Vier Staatstheater, 19 kommunale Theatern/Festivals und eine Vielzahl privater Bühnen und Spielgruppen sorgen jeden Abend für ein abwechslungsreiches Angebot. In einer Saison besuchen 4,7 Millionen Besucherinnen und Besucher etwa 15.000 Theaterveranstaltungen.

Daneben prägen Denkmäler das Bild Bayerns. In der bayerischen Denkmalliste sind 120.000 Baudenkmäler, 900 Ensembles und 55.000 Bodendenkmäler aufgeführt. Die Schlösserverwaltung gehört mit 45 Schlössern, Burgen und Residenzen zu den größten Museumsträgern Deutschlands.

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