Markus Söder und Strauß:"Diese Ausstellung ist eine Belastung"

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Wegen Strauß ging er in die Politik - jetzt ist Markus Söder stinksauer auf Madame Tussauds. Ein Anruf bei Bayerns Europaminister, der die CSU-Ikone retten will.

Martin Zips

Schon wieder Ärger bei Madame Tussauds: Der frühere bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß taucht im Berliner Wachsfigurenkabinett als Foto unter der Rubrik "Bösewichter" neben Ost-Spion Günter Guillaume auf. Eine Tafel weist auf den Zusammenhang zwischen Strauß und der Verhaftung des Spiegel -Herausgebers Rudolf Augstein hin. Bayerns Europaminister Markus Söder ist empört.

Not amused: Bayerns Europaminister Markus Söder hält die Darstellung Franz Josef Strauß' bei Madame tussauds für eine Frechheit (Foto: Foto: dpa (Archiv))

SZ: Herr Söder, Sie sehen durch Madame Tussauds die bayerisch-britischen Beziehungen belastet? Sie fordern, dass Außenminister Steinmeier in London sofort intervenieren sollte?

Markus Söder: Ja. Es ist wirklich ein Skandal, einen der bedeutendsten Politiker Deutschlands auf die Stufe des Spions Günter Guillaume zu stellen. Das kann man nicht hinnehmen! Und es gab ja auch vorher schon wegen anderer Ausstellungsgegenstände Ärger.

SZ: Sie meinen den mittlerweile geköpften Wachs-Hitler?

Söder: Zum Beispiel. Es stünde dem Bundesaußenminister gut an, in London gegen die Verunglimpfung von Franz Josef Strauß sofort vorzugehen.

SZ: Meinen Sie, dass das klappt? Ich habe gerade versucht, den britischen Botschafter Sir Michael Arthur in dieser Angelegenheit zu befragen. Der lässt ausrichten, er habe damit nichts zu tun.

Söder: Madame Tussauds gehört zur britischen Tradition, ist urbritisch und viele sehen es dort fast als nationales Heiligtum. Die offiziellen Stellen sollten auf Madame Tussauds Einfluss nehmen.

SZ: Haben Sie denn das, worüber Sie sich so empören, schon mal vor Ort gesehen?

Söder: Nein. Aber die Presseberichte, die ich gelesen habe, die stimmen ja leider ganz offensichtlich. So einen Zusammenhang herzustellen und dies alles im Jahr des 20. Todestages von Strauß ist geschmacklos. Bei einer Rede auf dem Nürnberger Hauptmarkt 1983 durfte ich ihn selbst erleben. Daraufhin bin ich gleich in die CSU eingetreten.

SZ: Aha. Viele Briten denken, wenn Sie "Franz Josef Strauß" hören, vor allem an einen Flughafen, weit draußen im Grünen.

Söder: Zu so einer Ausstellung in Deutschland gehört eine saubere historische Recherche. Strauß ist einer der bedeutendsten Politiker der Nachkriegsgeschichte. Deshalb sollte auch sein Engagement für die Wiedervereinigung und Frieden und Freiheit gewürdigt werden. Strauß gehört in die Heldengalerie. Ein Blick in die Strauß-Ausstellung in der Bayerischen Vertretung in Berlin zeigt dies.

SZ: Wissen Sie was, Herr Söder? In Wirklichkeit ärgert es Sie doch nur, dass auf britischen Weltkarten Bayern selbst nach der Aufnahme erster bilateraler Beziehungen im Jahr 1814 noch lange nicht zu finden war.

Söder: Es geht bei dieser Ausstellung nicht um das Jahr 1814, sondern um die historische Rolle von Franz Josef Strauß. Und diese Debatte findet im Jahr 2008 statt.

SZ: Gut, aber es gab ja auch mal den armen bayerischen König Otto, den die Briten in Griechenland aus eher egoistischen Gründen installierten.

Söder: Doch heute haben wir zu Großbritannien gute Verbindungen. Da ist diese Ausstellung schon eine Belastung. Das ist für viele Menschen in Bayern ein sehr ernstes Thema.

SZ: Ja? Und wieso protestieren Sie dann nicht selber in London?

Söder: Strauß war einer der international geachtetsten Politiker. Deswegen ist die Bundesregierung gefordert.

SZ: Sollte man im Sinne der Völkerverständigung nicht lieber bayerisch-britische Gemeinsamkeiten betonen?

Söder: Unter Freunden muss man fair miteinander umgehen. Dazu gehören eben auch historische Wahrheiten.

SZ: Die bayerisch-britische Liebe zum Bier etwa? Den ähnlichen Humor von "Monty Python" und den Biermösl Blosn?

Söder: Dieses Thema taugt nicht für Albernheiten.

© SZ vom 25.07.2008/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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