Markus Söder im Gespräch:"Dem Klima ist es egal, ob wir uns einigen"

Umweltminister Markus Söder über seine Idee eines Weltklimarates und was ein bayerischer Minister auf der Weltklimakonferenz ausrichten kann.

Birgit Kruse

sueddeutsche.de: Herr Söder, die Verhandlungen in Cancun über ein Klimaabkommen gestalten sich schwierig. Steht der Klimagipfel vor dem Aus?

Bayerischer Umweltminister Soeder besucht Cancun

Bayerischer Umweltminister Markus Söder: Er reiste als Mitlgied der deutschen Delegation zur UN-Klimakonferenz nach Cancun.

(Foto: dapd)

Markus Söder: Ich hoffe, dass sich die Staatengemeinschaft auf einen Kompromiss einigen kann. Es ist ein zäher Prozess. Dem Klima ist es egal, ob wir uns einigen. Aber für uns Menschen ist Klimaschutz wichtig. Auch wenn weniger herauskommt als erwartet - jeder kleine Schritt zählt.

sueddeutsche.de: Vor allem China und die USA sperren sich, das Abkommen zu unterzeichnen. Was kann der bayerische Umweltminister denn da ausrichten?

Söder: Wir Deutschen haben einen guten Klang in der Welt. Unsere Initiativen für den Klimaschutz finden Beachtung. Man spürt das Interesse an der deutschen Delegation. Wir Bayern bauen daneben auf ein regionales Klimanetzwerk. Wir haben Abkommen mit Mexiko zum Natur- und Klimaschutz geschlossen. Außerdem haben wir mit den Partnern der Climate Group, wie New York City, Hong Kong oder Wisconsin eine Initiative zur E-Mobilität gestartet.

sueddeutsche.de: Was nützt es, wenn sich die kleinen Länder einigen, die großen Klimasünder sich aber auf keine Kompromisse verständigen wollen.

Söder: Beim Klimaschutz kommt es auf alle an, nicht nur auf China und die USA. Deutschland ist im Klimaschutz vielen anderen Ländern weit voraus, vor allem, was die Technologien betrifft. Diese Technologien helfen vielen Ländern und schaffen gleichzeitig Arbeitsplätze in der Heimat.

sueddeutsche.de: Zunächst sind aber hohe Ausgaben gefordert. Die Weltwirtschaft erholt sich gerade erst langsam wieder. Da wird es immer Länder geben, die ihr Wirtschaftswachstum über den Klimaschutz stellen.

Söder: Das stimmt eben nur auf den ersten Blick. Beim Klimaschutz geht es nicht nur um moralische und ethische Fragen. Das natürlich auch. Es geht auch um Ökonomie. Die Folgen des Klimawandels kommen den Staaten teurer zu stehen als die Investitionen in den Klimaschutz. Diese Botschaft müssen wir allen vermitteln.

sueddeutsche.de: Auch wenn sich die Teilnehmer in Cancun auf Ziele verständigen - bindend sind sie nicht.

Söder: Und genau das ist das Problem. Wir brauchen einen Weltklimarat bei den UN, der ähnlich agieren kann wie der UN-Sicherheitsrat. Eine Organisation, die die Umsetzung der Ziele überwacht und im Zweifel auch spürbare Sanktionen verhängen kann.

sueddeutsche.de: Und wie stehen die Chancen dafür?

Söder: Momentan wird darüber nicht verhandelt. Es wäre schon ein Erfolg, wenn sich die Teilnehmer der Klimakonferenz überhaupt auf einen Kompromiss verständigen könnten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: