Mannichl zurück im Dienst:"Da bleiben Narben"

Dreieinhalb Wochen nach dem Messerattentat tritt der Passauer Polizeichef Alois Mannichl wieder seinen Dienst an. Körperlich sei alles gut verheilt - die psychische Seite ein anderes Thema.

Dreieinhalb Wochen nach dem möglicherweise rechtsextremen Mordanschlag auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl ist der 52-Jährige an seinen Schreibtisch zurückgekehrt. Er übernahm am Mittwoch wieder die Leitung der Polizeidirektion. "Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war, schon wieder ins Büro zu gehen", sagte Mannichl. "Ich bin ein eingefleischter Polizeibeamter. Und ich hoffe, dass ich über den täglichen Dienst in den Alltag zurückfinde."

Mannichl zurück im Dienst: Wieder an seinem Arbeitsplatz: Dreieinhalb Wochen nach dem Mordanschlag nimmt Passaus Polizeichef Alois Mannichl seine Arbeit wieder auf.

Wieder an seinem Arbeitsplatz: Dreieinhalb Wochen nach dem Mordanschlag nimmt Passaus Polizeichef Alois Mannichl seine Arbeit wieder auf.

(Foto: Foto: ddp)

Er wolle in Fürstenzell wohnen bleiben, auch wenn er Angst um seine Familie habe. Er sei dort fest verwurzelt, sagte Mannichl dem MDR. Wenn er sofort die Segel streichen würde, wäre dies eine Bankrotterklärung für die Demokratie.

Körperlich sei alles soweit gut verheilt, es zwicke nur noch manchmal, sagte Mannichl. Die psychische Seite sei ein anderes Thema. "Da bleiben Narben", erklärte der 52-Jährige.

Er sei "heute Morgen mit einem komischen Gefühl aus dem Haus gegangen", sagte Mannichl im SWR. Auf der einen Seite sei es ein gutes Gefühl, dreieinhalb Wochen nach dem Anschlag wieder mit dem Dienst beginnen zu können. Auf der anderen Seite sei er mit der Skepsis aufgebrochen, "ob ich mich nicht selbst überschätze".

Mit seiner Rolle als Galionsfigur gegen Neonazis fühlt sich Mannichl nicht wohl. Er selbst sei unglücklich, als Held gegen Rechts dargestellt zu werden. Er habe nicht mehr und nicht weniger getan als alle Kollegen auch - nur das, was die Bürger erwarteten.

Keine heiße Spur

Die Solidarität aus der Bevölkerung sei sehr wohltuend gewesen, sagte Mannichl. Er habe Hunderte Briefe aus ganz Deutschland erhalten. Wichtig sei vor allem, dass die Solidarität nicht nur ihm, sondern der Arbeit der gesamten Polizei gegolten habe.

Mannichl wurde am 13. Dezember vor seinem Haus in Fürstenzell bei Passau niedergestochen. Der Täter wird in der rechtsextremistischen Szene vermutet. Mannichl beschrieb ihn als Skinhead, der ihn als "linkes Bullenschwein" beschimpfte. Der Polizist sah sich immer wieder Anfeindungen aus der rechten Szene gegenüber, gegen die er konsequent vorging.

Die Ermittler haben bisher trotz bundesweiter Fahndungsaufrufe und Phantombilder noch keine heiße Spur. Zuletzt wurde die Leitung der Sonderkommission von Passau ans bayerische Landeskriminalamt verlegt.

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