Mächtige von morgen (3): Markus Söder:Warten auf Becksteins Anruf

Markus Söder, einst Ziehsohn von Edmund Stoiber, ist der jüngste Generalsekretär, den die CSU je hatte. Im Kabinett des designierten Ministerpräsidenten Beckstein strebt er nun nach Höherem.

Birgit Kruse und Bernd Oswald

Erstaunlich entspannt wirkt Markus Söder in diesen Tagen. Kein nervöses Zucken um die Mundwinkel, keine Augenringe oder sonstige Anzeichen von Anspannung lassen sich in seinem braungebrannten Gesicht erkennen.

Mächtige von morgen (3): Markus Söder: Das Amt des Generalsekretärs, sagt Söder, sei das denkbar schlechteste, wenn man beliebt sein will. Er gibt aber zu, manchmal überzogen zu haben: "Wer aufs Tor schießt, schießt auch mal daneben."

Das Amt des Generalsekretärs, sagt Söder, sei das denkbar schlechteste, wenn man beliebt sein will. Er gibt aber zu, manchmal überzogen zu haben: "Wer aufs Tor schießt, schießt auch mal daneben."

(Foto: Foto: ddp)

Auch dann nicht, wenn man den CSU-Generalsekretär auf die aktuellen Personalspekulationen innerhalb seiner Partei anspricht. Seitdem Umweltminister Werner Schnappauf verkündet hat, in Kürze BDI-Hauptgeschäftsführer zu werden, ist für viele in der CSU sicher: Markus Söder wird sein Nachfolger.

Auch Söder will ins Kabinett - selbst wenn er das nie offen zugeben würde. Doch ihm ist klar: "Generalsekretär ist keine Lebensaufgabe." Und derzeit scheint der Traum vom Ministerposten zum Greifen nahe.

Doch Söder will von all dem nichts hören. "Ich habe mir angewöhnt, auf Spekulationen wenig zu geben", sagt er und lässt seinen Arm lässig von der Lehne seines Stuhls baumeln. Außerdem müsste auch erst mal ein Anruf vom designierten Ministerpräsidenten Günther Beckstein kommen. Und das, so Söder, sei bislang nicht der Fall gewesen.

Doch gefallen würde der Ministerposten dem 40-Jährigen bestimmt. Hat er doch gerade in den letzten Monaten besonders mit Umweltthemen versucht zu punkten. "Das ist ein Thema, das in der Union vernachlässigt worden ist", sagt er und betont, dass er sich schon zu JU-Zeiten und als Mitglied einer Enquetekommission im Landtag immer wieder für den Umweltschutz eingesetzt habe.

Schon im sueddeutsche.de-Interview im März sagte er: "Sie fragen, ob ich Umweltminister werden will?", obwohl die Redakteure das nicht getan hatten. Ein klares Indiz, wie seine Karriereplanung schon damals aussah.

Die Opposition im Freistaat trifft diese CSU-Personalie wie ein Schlag. Für SPD-Fraktionschef Franz Maget ist Söder "ein lupenreiner Versorgungsfall" - gilt bei den Christsozialen doch das Kredo: Wer einmal den Posten des Generalsekretärs hatte, den lässt die Partei nicht verkommen. Selbst Beckstein hat schon in kleiner Runde über Söder gesagt: "Er wird garantiert nicht in ein Loch fallen."

Denn fachlich, so Maget, habe Söder in den vier Jahren als Generalsekretär nicht überzeugen können. "Ich habe das Gefühl, es geht ihm um die Effekthascherei, die inhaltliche Botschaften überdeckt", sagt Maget und beschreibt Söder als "übertrieben selbstbewusst bis hin zu grober Arroganz"; die durchaus verletzend sein kann.

Und auch der Grünen-Fraktionschef Sepp Dürr, der einst gemeinsam mit Söder im Hochschulausschuss saß, hält von dem CSU-Generalsekretär nicht viel. Fachpolitisch sei er der "Tiefstand" und für die Umweltpolitik der CSU eine "Bankrotterklärung". Diskussionen führe Söder "sehr ideologisch und propagandistisch": An der Sache selbst orientiere er sich dabei wenig. "Für das, dass er so unbeliebt ist, hält er sich gut", stichelt Dürr. Und dafür gibt es auch Gründe.

Zum einen sein Alter. Mit 40 Jahren ist er einer der wenigen Jungen mit viel politischer Erfahrung in seiner Partei, ist der Sohn eines Maurermeisters doch schon seit seinem 16. Lebensjahr in der Partei und seit 1994 als Abgeordneter im Landtag. Und als Generalsekretär lernt man auch, auf der Berliner Klaviatur zu spielen. Zum anderen gilt er als geschickt, ein "Machttaktiker" eben, wie Dürr sagt.

Doch all die Kritik von SPD und Grünen ficht den selbstbekennenden Workaholic nicht an. "Mit Kritik kann ich gut umgehen", sagt er. Außerdem sei das Amt des Generalsekretärs nun mal das denkbar schlechteste, wenn man beliebt sein will, sagt er, gesteht dann aber doch, auch schon mal überzogen zu haben. "Wer aufs Tor schießt, schießt auch mal daneben." Eine Eigenschaft, die auch in den eigenen Reihen bei vielen für Unmut sorgt.

Das gilt auch für seine Nibelungentreue zu seinem scheidenden Chef. Söder bezeichnet sich ohne mit der Wimper zu zucken als "Stoiberianer" - und das auch nachdem Stoiber seinen Rückzug angekündigt hatte. Nicht das ganze CSU-Lager hätte von Söder einen solchen Treuebeweis über das Ende der Ära Stoiber hinaus erwartet. Gerade in einer Zeit, in der es für diejenigen, die noch etwas werden wollen, geboten schien, sich beim kommenden Ministerpräsidenten Beckstein lieb Kind zu machen.

So wie es aussieht, wird aber auch Beckstein auf den Mann bauen, dem man eine ausgeprägte Kommunikationsstärke bescheinigt. Doch vor allem sein Drang, immer der Größte sein zu müssen und sich nicht auch mal bescheiden geben zu können, sorgt für Unmut. Da mag Söders Selbstbeschreibung so gar nicht ins Bild passen. "Ich bin nicht der Draufhauer, wie manche meinen", sagt der Mann, der Jürgen Trittin schon mal als "Vorstadt-Ché-Guevara aus Göttingen" und die Fürther Landrätin Gabriele Pauli als "Tatjana Gsell der CSU" bezeichnet hat.

Söder verteidigt solche Ausfälle damit, dass es das Amt des Generalsekretärs nun mal mit sich bringe, zu polarisieren. General bedeute nun mal auch "Generalangriff", sagt er.

Dass er nicht nur im Austeilen Spitze ist, sondern auch einstecken kann, bewies Söder beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg in diesem Jahr. Nie zuvor hatte ein Politiker derart deftige Verbalprügel einstecken müssen wie Söder: Mit "Malaria" und "Sekret" würde er vom Bußprediger Django Asül in Verbindung gebracht. "Das muss man aushalten", sagte Söder und kniff die Zähne zusammen. Als bayerischer Minister in spe wird er künftig vermutlich nicht mehr im Zentrum des Spotts stehen. Eine angenehme Nebenerscheinung der zu erwartenden Beförderung.

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