Machtoptionen nach der SZ-Umfrage:Die Lage ist ziemlich püriert

SZ-Umfrage Grafik

"Was halten Sie von...?" (Skala von plus 5 bis minus 5)

(Foto: SZ-Grafik)

Er spricht vor allem die Jüngeren und die Frauen an: Ude liegt nur ganz knapp hinter Seehofer, wenn es um die Frage der persönlichen Beliebtheit geht. Und doch enthält die SZ-Umfrage vor allem für den bayerischen SPD-Spitzenkandidaten frustrierende Details.

Von Frank Müller und Mike Szymanski

Es ist der bislang heißeste Tag des Jahres, und das real nicht existierende Dreierbündnis aus SPD, Freien Wählern und Grünen gibt einmal mehr völlig unterschiedliche Antworten auf diese Herausforderung. Christian Ude trägt ein langärmliges Hemd, Trachtenjacke, keine Krawatte. Hubert Aiwanger hat ein weißes Hemd mit kurzen Ärmeln, dafür Krawatte. Margarete Bause trägt ein sommerlich leichtes, dunkel glänzendes Kleid mit freien Oberarmen. Werden diese drei je zu einander finden?

An diesem Montagmittag sitzen die halbgroßen Drei an einem Tisch im Münchner Ratskeller. Vordergründig geht es um den Münchner Flughafen. Doch wichtiger ist für Ude, Aiwanger und Bause, was die Umfrage der Süddeutschen Zeitung für ihre Machtoption nach der Landtagswahl bedeutet. Es steht 46 zu 43, hatte die Befragung ergeben: eine absolute Mehrheit der Mandate für die CSU, ein Drei-Punkte-Abstand für SPD, FW und Grüne. Und das parlamentarische Aus für die FDP.

Drüben an der Nymphenburger Straße gibt CSU-Chef Horst Seehofer bei der Vorstandssitzung gerade den Gelassenen. "Ich bin für den Moment zufrieden", sagt er. "Aber auch gute Umfrageergebnisse sind nur eine Momentaufnahme." Nun wolle er dafür werben, dass die CSU noch besser werde. Dazu brauche es: "Einsatz, Disziplin, Trittsicherheit."

Einsatz hätte auch Ude gern mehr von den eigenen Leuten, das macht der Münchner Noch-OB immer deutlicher. Denn vor allem für ihn enthält die SZ-Umfrage frustrierende Details. Seine persönliche Zugkraft genügt nicht, um die Partei mitzuziehen, das ist eine der Kernbotschaften. Wie zuvor schon andere Institute sieht auch die Forschungsgruppe Wahlen die SPD derzeit nur bei enttäuschenden 20 Prozent.

Dabei liegt Ude nur ganz knapp hinter Seehofer, wenn es um die Frage nach der persönlichen Beliebtheit geht. Die Unterschiede liegen eher in Nuancen (siehe Grafik). Ude kann eher die Jüngeren und die Frauen ansprechen, Seehofer ganz Junge und schon Ältere sowie die Männer. Ude punktet bei Gewerkschaftsmitgliedern und bei Protestanten, die seltener in die Kirche gehen. Seehofer dagegen bei pflichtbewussten Katholiken. Ude liegt gut in größeren Städten und bei Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen. Bei Seehofer ist es andersherum.

Anders als früher zweifelt Ude inzwischen nicht mehr die Methodik oder die Ergebnisse von Wahlvorhersagen an, wenn sie für ihn nicht so prickelnd ausfallen. Er könne ja schlecht die für die SPD positiven Aspekte der Umfrage freudig kommentieren und die negativen nicht wahrhaben wollen, sagt Ude mit einem Hauch Ernüchterung in der Stimme. Positiv: Das sind die Themen, bei denen die Mehrheit der Bayern denkt wie Udes Partei, ob beim G 8 oder beim Betreuungsgeld. Negativ: Das ist die gemeine Zahl 20.

Deswegen wird nun Mathematik immer wichtiger im virtuellen Bündnis. Man könnte auch sagen: Die Lage ist ziemlich verworren. Aiwanger lehnt sich am weitesten heraus, er legt über die Umfragenarithmetik einfach seine Lehrsätze. Die eigene Partei sieht er nicht bei 10, sondern eher bei 15 Prozent, die CSU nicht bei 46, sondern unter 40. Selbst wenn die FDP ins Parlament käme, ginge das auf Kosten der CSU, sodass beide Parteien gemeinsam schwächer wären "als die drei hier Sitzenden", rechnet Aiwanger vor. "Die drei hier Sitzenden" - das ist Aiwangers Art zu sagen, dass er mit SPD und Grünen koalieren könnte. Aber eben nicht muss. In Aiwanger hat der hausgemachte Zwang, vor der Wahl keine Koalitionsaussage abzugeben, inzwischen etwas Sphinxhaftes ausgelöst. Und weil er schon dabei ist, bezweifelt er gleich noch die Erkenntnis, wonach 70 Prozent der FW-Anhänger ein Bündnis mit der CSU empfehlen. Eher "Fifty-Fifty" sei das, glaubt Aiwanger aus eigener Marktbeobachtung. Also: die Hälfte für eine Koalition mit der CSU, die andere Hälfte für ein Bündnis mit Rot-Grün.

Mehr gibt er nicht preis, auch wenn Margarete Bause die Perspektiven beschwört: "Eine Sensation" wäre es doch, wenn man die CSU in die Opposition schicken könnte, "eine unglaubliche Sensation". Aiwanger bleibt am Boden: "Ich bin natürlich nicht sensationslüstern." Da müssen auch Ude und Bause lachen.

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