Machtkampf in Eichstätt:Suspendierter Kanzler will gegen Uni klagen

Kanzler von der Heydte sieht sich als Opfer Bischof Hankes. Und die Kirche hat anscheinend Mühe, ihr rigoroses Vorgehen zu rechtfertigen.

Christine Burtscheidt

Die Spekulationen wuchsen am Mittwoch nur so in den Himmel. Bischofsfreundliche Lehrstühle seien benachteiligt worden, hieß es. Es gebe ein Millionenloch in der Pensionskasse der Eichstätter Universität.

Machtkampf in Eichstätt: Trügerische Idylle: An der Uni Eichstätt tobt der Machtkampf weiter. Jetzt will der suspendierte Kanzler von der Heydte gegen Bischof Hanke klagen.

Trügerische Idylle: An der Uni Eichstätt tobt der Machtkampf weiter. Jetzt will der suspendierte Kanzler von der Heydte gegen Bischof Hanke klagen.

(Foto: Foto: dpa)

Die Pressestelle des bischöflichen Ordinariats in Eichstätt hatte die Aufgabe, Aussagen ihres eigenen Bischofs Gregor Maria Hanke zu dementieren: Die Pensionskasse sei in einem absolut soliden Zustand, teilte sie mit. Die Gerüchte waren durch das rigorose Vorgehen des Bischofs ausgelöst worden, der den Universitätskanzler Gottfried Freiherr von der Heydte ohne Rücksprache und mit sofortiger Wirkung in den Urlaub geschickt hatte.

So wie die Dinge stehen, tut sich die Kirche anscheinend schwer, Gründe für ihr Vorgehen gegen den Kanzler zu finden. Zwar gibt es seit langer Zeit Kritik an seinem selbstherrlichen Regierungsstil. Nach Informationen der SZ liegen dem Stiftungrat der Hochschule jedoch keine Hinweise auf ein Dienstvergehen des Kanzlers vor, das seine Beurlaubung rechtfertigen würde.

Wie Bischof Hanke bereits am Montag mitteilen ließ, gibt es aber Zweifel an der Wirtschaftsführung des Kanzlers. Eine Prüfgesellschaft soll dafür nun Belege sammeln. Sie hat den Auftrag erhalten, die Eichstätter Hochschulverwaltung zu durchleuchten. Von der Heydte, so hieß es aus der Universität, will die rüde Behandlung jedoch nicht einfach hinnehmen und plant gerichtliche Schritte dagegen.

Merkwürdig muten die plötzlich vorgetragenen Bedenken gegen von der Heydte auch deshalb an, weil er bereits 2004 zum Leiter der Hochschulverwaltung mit allen Befugnissen gemacht wurde - und das vom Stiftungsrat, dem der Bischof vorsitzt. Damals war das noch Hankes Vorgänger, Walter Mixa.

Schon zuvor war von der Heydte in Eichstätt kein unbeschriebenes Blatt gewesen, da er seit 1980 als ständiger Vertreter des Uni-Kanzlers tätig gewesen war. Die Kirche wusste also, was sie an ihm hatte. Und sie konnte ihn auch ständig kontrollieren, da der Stiftungsrat das Konto für die Hochschule führt.

Dass der Kanzler mächtig war, liegt nicht nur an der Person von der Heydte, sondern an seiner Aufgabe: Uni-Kanzler sind die Haushälter der Hochschule. Im Fall Eichstätt also der Kirche, normalerweise jedoch des Staates. Als externe Aufpasser kontrollieren sie Finanzflüsse und stehen häufig in der Kritik. Denn deutsche Professoren haben bislang bei der Wirtschaftsführung der Hochschule nichts mitzureden. Das ändert sich erst jetzt, da die Hochschulen mehr Finanzautonomie erhalten und für die Haushaltsführung ihre eigenen Leute auswählen dürfen.

Kritik von SPD und Grünen

An der Universität Eichstätt scheinen sich derweil die Wogen wieder etwas zu glätten. Am Mittwoch gab der Senat - das größte Kollegialorgan der Hochschule - eine Stellungnahme zur neuen Leitung ab: Wir sind zuversichtlich, die Entwicklung der Universität wieder positiv gestalten zu können, teilte er mit.

Gespalten reagierte die Politik auf die Eichstätter Vorgänge. Die Grünen-Landtagsabgeordnete und hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion, Ulrike Gote, sprach von einem "ziemlichen Chaos". Das Vorgehen von Bischof Hanke hält sie für "nicht geschickt". Die Kommunikation sei nicht die beste. Dennoch ist sich Gote sicher, dass Hanke die richtigen Ziele mit seinem Handeln verfolgt. "Da ist schon viel früher etwas schief gelaufen. Dort herrscht ja eine richtige Misswirtschaft."

Weniger Verständnis für den Bischof hat hingegen die SPD. "Die Einflussnahme ist völlig überzogen", kritisierte die Hochschulexpertin und Münchner Abgeordnete, Adelheid Rupp. Solange die Eichstätter Universität überwiegend aus staatlichen Haushaltsmitteln finanziert werde, solle sich die Kirche völlig aus der Hochschule heraushalten.

Unverständlich ist für Rupp auch, weshalb sich Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) bislang nicht stärker in die Eichstätter Auseinandersetzungen eingemischt hat. "Der muss doch mal auf den Tisch hauen und dem Bischof sagen: Jetzt ist Ruhe!"

Die Staatsregierung hält jedoch weiter an ihrer Strategie der Nichteinmischung fest. "Wir haben ein Konkordat. Das ist ein staatsrechtlicher Vertrag, der klar die Zuständigkeiten regelt", sagte der Vorsitzende des Hochschulausschusses im Landtag, Ludwig Spaenle (CSU). Doch selbst er hält die Vorgänge an der Universität Eichstätt für "ungewöhnlich".

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