Machtkampf in der CSU:Seehofer tritt nicht wieder an

Horst Seehofer

Horst Seehofer versucht, wieder für Ruhe in der CSU zu sorgen.

(Foto: dpa)
  • Horst Seehofer verzichtet darauf, bei der Landtagswahl 2018 wieder als Spitzenkandidat für die CSU anzutreten.
  • Parteivorsitzender will Seehofer bleiben.
  • Wer Seehofer als Ministerpräsident nachfolgt, ist noch offen. Die Rivalen Markus Söder und Joachim Herrmann treffen sich zu einem Vieraugengespräch.

Von Roman Deininger und Wolfgang Wittl

Horst Seehofer will sich auf dem Parteitag am 15. und 16. Dezember erneut zum CSU-Vorsitzenden wählen lassen. Das wurde am Sonntag am Rande von Gesprächen mit CSU-Führungsgremien in München bekannt. Zugleich verzichtet er auf die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2018 und damit auf eine weitere Amtszeit als bayerischer Ministerpräsident. Er ist auch bereit, die Staatskanzlei im ersten Quartal kommenden Jahres vorzeitig zu räumen. Seehofer wird als möglicher Bundesminister gehandelt, sollte in Berlin eine Regierung gebildet werden.

Seehofer rief die CSU zur Geschlossenheit auf. Es sei der "ganz überragende Wunsch in der Partei, dass wir im Konsens gemeinsam die riesigen Aufgaben anpacken, um die es geht", sagte er. "Jetzt versuchen wir so schnell wie möglich, wieder zu der legendären Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zu kommen, die die CSU über Jahrzehnte ausgezeichnet hat."

In Parteikreisen wurde dies als Hinweis darauf gewertet, dass Seehofer den ungeliebten Finanzminister Markus Söder doch als seinen Nachfolger akzeptieren könnte. Seit 8.30 Uhr am Montagmorgen sitzt die CSU-Landtagsfraktion zusammen, um darüber abzustimmen, wer die Partei als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen soll. Deren Votum soll nun doch bereits bindend sein, weil die Fraktion auch den Ministerpräsidenten wählt, sollte Seehofer vorzeitig abtreten. Die endgültige Entscheidung hat damit nicht mehr der Parteitag in Nürnberg. Es wird fest damit gerechnet, dass Söder in der Fraktion seine Ansprüche anmelden wird. Offen blieb hingegen, ob auch Innenminister Joachim Herrmann Ministerpräsident werden will. Weder Söder noch Herrmann haben sich bislang dazu erklärt.

Am Sonntag trafen sich Söder und Herrmann zu einem Vieraugengespräch, später stieß auch Seehofer dazu. Über Inhalte wurde nichts bekannt. Herrmann wolle kurzfristig entscheiden, ob er antrete, hieß es. Seehofer sagte am Abend, er gehe davon aus, dass sein "Konsensvorschlag" gutgeheißen werde. Damit wolle man auch in den Parteitag gehen. Bei einem Treffen von CSU-Spitzen vergangene Woche soll Herrmann seine Bereitschaft erklärt haben, als Ministerpräsident anzutreten. Offenbar gibt es von Teilnehmern der Runde jedoch unterschiedliche Interpretationen, ob Herrmann sich festgelegt habe.

Seehofer sagte, bei dem Treffen sei "keine Kandidatur entschieden worden, darauf lege ich großen Wert". Die Person, die das "falsch" durchgestochen habe, sei ein "Dummkopf". Über das Motiv könne er nur rätseln: "Irgendjemand hat es da nicht gut gemeint mit uns und mit mir." Seehofer sagte am Wochenende allerdings auch, eine Abstimmung sei in einer Demokratie etwas völlig Normales. Einige CSU-Politiker sind der Ansicht, nur eine echte Wahl könne die zerstrittene Partei befrieden.

Nach der Fraktion trifft sich am Montag auch der CSU-Vorstand. Dort will Seehofer selbst mitteilen, ob er als Parteichef weitermacht. "Wir wünschen uns, dass er noch mal antritt", sagte die oberbayerische CSU-Chefin Ilse Aigner am Samstag. Auch der Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber hatte sich intern dafür ausgesprochen.

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