Luxushotel auf dem Obersalzberg:Sand in die Augen gestreut

Erst jetzt erfährt die Öffentlichkeit, dass letztlich der Steuerzahler die Millionenverluste des monströsen Hotels auf dem Obersalzberg tragen muss. Das ist ein Skandal.

Hans Holzhaider

Der Obersalzberg war, ehe er von Adolf Hitler okkupiert wurde, eine Ansiedlung von Bergbauernhöfen und einigen Touristenpensionen, ein friedlicher, beschaulicher Ort, den Künstler und Industrielle gern zur Sommerfrische nutzten.

Luxushotel auf dem Obersalzberg: Millionengrab auf dem Obersalzberg: Das Hotel Intercontinental.

Millionengrab auf dem Obersalzberg: Das Hotel Intercontinental.

(Foto: Foto: ddp)

Hitler ließ die Anwohner allesamt vertreiben und ihre Häuser niederreißen. SS-Kasernen wurden aus dem Boden gestampft, der Berg mit Luftschutzbunkern für die Nazi-Bonzen ausgehöhlt. Britische Bomber legten im April 1945 alles in Schutt und Asche, nach dem Krieg kamen US-Soldaten zum Golfspielen und Skifahren auf den Obersalzberg.

Der Freistaat Bayern kümmerte sich 50 Jahre lang überhaupt nicht um das Gelände. Erst, als die Amerikaner abrückten, begannen hektische Aktivitäten, um zu verhindern, dass der Ort, wie es hieß, zur "braunen Wallfahrtsstätte" werde.

Die Dokumentationsstelle, in der die Führer-Idylle samt Schäferhund und Eva Braun mit der mörderischen Realität von Krieg und Holocaust kontrastiert wird, hat sich hervorragend bewährt. Eines Luxushotels, dessen landschaftszerstörende Dimensionen alle früheren Hitlerbauten in den Schatten stellen, hätte es hingegen zweifellos nicht bedurft.

Nun stellt sich heraus, dass dieses monströse Projekt nicht nur Verluste in Millionenhöhe einfährt, sondern dass diese Verluste die Landesbank, mithin der Steuerzahler, zu tragen hat. Dass der Hotelkonzern Interconti nur ein bezahlter Dienstleister der Landesbank ist, die das unternehmerische Risiko voll und ganz selbst trägt, hat Ex-Minister Faltlhauser damals wohlweislich verschwiegen.

15 Millionen Euro mögen angesichts der zehn Milliarden, die die Landesbank verzockt hat, nur peanuts sein. Dass ein Minister der Öffentlichkeit auf so dreiste Weise Sand in die Augen gestreut hat, ist ein Skandal.

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