Lehrer in Bayern:Maue Aussichten

"Ich muss auch nicht unbedingt Lehrer werden": Lehramtsstudenten erzählen, welche beruflichen Alternativen für sie noch in Frage kämen.

Von Sebastian Krass

Lehrer in Bayern

Stefan Herzog

1 / 3
(Foto: Stephan Rumpf)

Lehramt für Gymnasium - Englisch und Erdkunde Die Zukunftsaussichten, so wie sie im Moment aussehen? Ja, um die weiß Stefan Herzog. Sie sind eher mau mit seiner Fächerkombination. Aber Statistiken seien für ihn kein Kriterium gewesen, als er sich überlegte, was er studieren will, erzählt der 20-Jährige, der gerade die Vorlesungszeit des ersten Semesters hinter sich gebracht hat. Englisch und Erdkunde, "das sind die Fächer, die mich interessieren und bei denen ich es wichtig finde, dass man sie anderen Menschen weitergibt", sagt Herzog. Für ihn habe das schon lange festgestanden, deshalb habe er die Angebote zur Studienberatung gar nicht erst wahrgenommen. Jahre vorausschauen will er auch gar nicht: "Man weiß ja überhaupt nicht, wie die Situation ist, wenn ich mit dem Studium fertig werde. Und irgendwas findet man immer. Ich muss auch nicht unbedingt Lehrer werden."

Lehrer in Bayern

Christiane Wagner

2 / 3
(Foto: Stephan Rumpf)

Lehramt für Sonderpädagogik - Hauptfach Lernbehindertenpädagogik Christiane Wagner war selbst auf der Realschule. Später einmal an dieser Schulform zu unterrichten, das konnte sie sich aber nicht vorstellen, "das wäre von der Arbeit her nicht so mein Ding". Noch dazu sind auch die Berufsaussichten für Realschullehrer teils schwierig. Im Bereich Sonderschulen, für den die 21-Jährige sich entschieden hat, sind sie gut. "Durch die Inklusion werden viele Fachkräfte für den Bereich gebraucht", berichtet Wagner, die im ersten Semester ist. "Und das soll auch in ein paar Jahren noch so sein." Darüber hat sie sich vorher informiert. Aber im Bekanntenkreis bekommt Wagner durchaus mit, welche Probleme Lehramtsstudenten drohen. "Eine Freundin hat mit Lehramt für Realschule angefangen, da hat der Prof gleich in der ersten Vorlesung gesagt: ,Mutig von Ihnen, dass Sie das machen.' Da war sie schon etwas geschockt."

Lehrer in Bayern

Monika P.

3 / 3
(Foto: N/A)

Lehramt für Gymnasium - Deutsch und Sozialkunde Sie hat das Staatsexamen hinter sich, Abschlussnote 1,0, und möchte jetzt erst einmal promovieren, in Neuerer Deutscher Literatur. Aber es ist Monika P., die ihren ganzen Namen nicht nennen möchte, wichtig zu betonen, dass das keine Entscheidung gegen die Arbeit als Lehrerin ist - auch wenn sie ihre Aussichten auf eine Stelle beim Freistaat als "ganz schlecht" bewertet. "Ich habe einfach im Moment größere Lust auf wissenschaftliches Arbeiten", sagt die 26-Jährige. "Grundsätzlich möchte ich aber auch noch ins Referendariat gehen." Um ihre Chancen auf eine Stelle als Lehrerin im Staatsdienst zu erhöhen, arbeitet sie schon daran, sich Philosophie/Ethik als Drittfach zuzulegen. Und wenn es dennoch nichts werden sollte mit der Übernahme? "Dann kann ich mir auch vorstellen, an eine städtische oder eine gute private Schule zu gehen", erzählt P. Zur Anregung des Kultusministeriums, sich in anderen Bundesländern wie etwa Berlin nach einer Lehrerstelle umzusehen, sagt sie: "Damit hätte ich an sich kein Problem. Aber ich finde es sehr problematisch, dass man dann quasi keine Chance mehr hat, nach Bayern zurückzukommen."

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: