Lebensmittelkontrolle:Scharf wählt Erding als Behördensitz

Der geplante Standort für die neue Lebensmittelkontrollbehörde in Südbayern hat bei der SPD massive Kritik an Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) ausgelöst. Scharf möchte die Behörde in ihrer Heimatstadt Erding ansiedeln. "Das stinkt doch nach Filz und Selbstbedienung", schimpft der SPD-Verbraucherschutzpolitiker Florian von Brunn. Erding sei ohnehin eine Boom-Region, die Ansiedlung müsse auch fachlich Sinn ergeben. Scharfs Entscheidung aber rieche "nach Vetternwirtschaft".

Die Ministerin verteidigte den Entschluss. "Ich habe eine ganz weiße Weste", sagte sie der SZ. Alle 71 bayerischen Landräte hätten dem Standort zugestimmt, alles sei "ganz transparent". Mit Erding habe die Behörde, die künftig die Bezirke Ober- und Niederbayern sowie Schwaben betreut, eine strategisch gute Lage gefunden. Zudem soll das Landratsamt Erding entlastet werden, das für den Frachtverkehr am Flughafen zuständig ist. Die Verantwortung für die Grenzkontrollen komme als "Sonderaufgabe" für die Lebensmittelbehörde hinzu.

Für Nordbayern wird Scharf dem Kabinett den Standort Kulmbach vorschlagen. Mit gut 50 der insgesamt 90 Stellen will die Ministerin die Mehrzahl in Erding ansiedeln. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte bei der Kabinettsklausur im Sommer ursprünglich einen Standort an der Grenze von Oberbayern zu Schwaben angekündigt. Zuletzt war Buchloe in der Nähe von Landsberg im Gespräch. Einige der sogenannten komplexen Betriebe wie Schlachthöfe und Geflügelzucht liegen jedoch in Niederbayern - und damit näher an Erding. Die beiden Kontrollbehörden sollen ihre Arbeit zum 1. Januar 2018 aufnehmen. Für die Opposition ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Das wird ein parlamentarisches Nachspiel haben", sagte Brunn.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: