Lebensart:Staatsminister auf Genusstour

Lebensart: Das Brauhaus im unterfränkischen Schönau, das eine Schrotmühle aus dem 19. Jahrhundert beherbergt, gehört zu den eher unbekannten Braustätten in Bayern.

Das Brauhaus im unterfränkischen Schönau, das eine Schrotmühle aus dem 19. Jahrhundert beherbergt, gehört zu den eher unbekannten Braustätten in Bayern.

(Foto: oh)

Ilse Aigner und Ludwig Spaenle stellen gemeinsam zwei neue Bücher über bayerische Brauereien und Bäder vor

Von Maximilian Gerl

Das Ambiente stimmt schon mal. Draußen im Biergarten mit den Kastanienbäumen hat die Schänke geöffnet, der Kellner wartet auf Gäste. Drinnen im Augustiner Keller schauen Hirsche von der Wand. Unter einem der größten Hirschköpfe sitzen die Staatsminister Ilse Aigner und Ludwig Spaenle, vor sich ein Weißbier. Auf einem Tisch am anderen Ende des Raums liegen Bücher aus. "Ein Stück Selbstvergewisserung", sagt Spaenle über deren Inhalt und zitiert Franz Josef Strauß: "Man muss wissen, woher man kommt, damit man weiß, wohin man geht." Aigner souffliert: "Wir haben so viel zu bieten, wir müssen nur drüber reden."

"Genuss mit Geschichte", so heißen die Bücher auf dem Tisch, die Aigner und Spaenle an diesem Montag in München präsentieren. Der Name ist Programm, in der Reihe werden denkmalgeschützte Ausflugsziele aus ganz Bayern vorgestellt. 2009 erschien der erste Band über historische Gasthöfe, Wirtshäuser und Weinstuben. Der war so erfolgreich, dass es jetzt zwei Nachfolger gibt. Und weil sich darin Geschichte und Tourismus vereinen, sind gleich beide zuständigen Staatsminister gekommen, um sie vorzustellen. Spaenles Wissenschafts- und Aigners Wirtschaftsministerium fungieren als Herausgeber, neben dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Bayerischen Verein für Heimatpflege und dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Die Bücher sind sozusagen hochoffiziell.

An den Erstling über bayerische Wirtshäuser knüpft der neue Band über Brauhäuser, Bierkeller, Hopfen und Malz direkt an. Es geht einmal quer durch Bayern, von Nord nach Süd, zu 50 alten Brauereien, jede "ein authentisches, ein erleb- und begehbares Zeugnis bayerischer Biergeschichte", wie in der Einleitung steht. Oder wie Aigner in Richtung Spaenle formuliert: "Die Bierkultur ist uns beiden sehr nah - sag bitte ja, Ludwig."

Die Aufmachung des Buchs ist edel, das Layout übersichtlich und mit schönen Bildern. Jeder Ort wird mit einem längeren Text vorgestellt. Die Fotos machen Durst. Bekannte Braustuben wie das Münchner Hofbräuhaus finden genauso Erwähnung wie kleine Dorfbrauereien, die wohl nur Einheimische kennen, etwa das Brauhaus im unterfränkischen Schönau an der Brend, das eine Schrotmühle aus dem 19. Jahrhundert beherbergt. Bierreisen durchs Bierland im Jubeljahr des Reinheitsgebots, das vor 500 Jahren erlassen wurde - mehr Bayern geht eigentlich nicht.

Der zweite neue Band sieht ähnlich aus und geht genauso vor. Er konzentriert sich aber auf einen Aspekt der bayerischen Geschichte, der bislang vernachlässigt wurde: das Badewesen. Zugegeben, Bayern ist bislang nicht als Schwimmnation aufgefallen. Trotzdem haben die Herausgeber 34 historische Thermen, Naturbäder und Schwimmhallen in Text und Bild porträtiert. So lockt das Bamberger Hainbad mit einem Sprung in die Regnitz und das Strandbad Feldafing mit einer Liegewiese am Starnberger See. Schwimmuntauglich sind hingegen die Reste eines römischen Bads in Weißenburg, das vor 1700 Jahren trocken- und in den Siebzigerjahren von Archäologen freigelegt wurde.

Draußen hat sich der Biergarten inzwischen bereits ein wenig gefüllt. Der Augustiner Keller ist auch eines der Ausflugsziele aus dem neuen Brauereibuch. "Ich hätte mir vorgestellt", sagt Spaenle gegen Ende seiner Präsentation, "dieses Pressegespräch hätte in einer Badeanstalt stattgefunden - auch das wäre interessant gewesen."

Aus der Reihe "Genuss mit Geschichte": "Reise zu bayerischen Denkmälern - Brauhäuser, Bierkeller, Hopfen und Malz", 240 Seiten, und "Baden in bayerischen Denkmälern - Thermen, Schwimmhallen, Naturbäder", 224 Seiten; Volk Verlag; je 19,90 Euro.

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