Landwirtschaft in Bayern:Trend zum Oben-ohne-Rind

Rinder unter Blätterdach

Zwei Jungbullen auf ihrer Weide - noch natürlich hornlos.

(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

"Bayern ist nach wie vor das bedeutendste Rinderland", sagte Landwirtschaftsminister Brunner auf der Grünen Woche in Berlin. Berührungsängste zu Rinderviechern kennt man im Freistaat nicht. Warum auch? Die einen sind hornlos, die anderen stehen auf zwei Beinen.

Glosse von Nadeschda Scharfenberg

Käme der folgende Satz nicht aus dem Mund eines CSU-Politikers, wäre er nur halb so schön. "Bayern ist nach wie vor das bedeutendste Rinderland", sagt Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und hat natürlich recht, nicht nur angesichts der 3,2 Millionen Rinder im Freistaat. Nein, es soll hier keine CSU-Beschimpfung angestimmt werden, Hornochsen-Vergleiche darf gerne die SPD am Aschermittwoch ziehen (immer wieder gerne gehört: "Die größten Rindviecher grasen nicht auf den Wiesen"). Wobei dieser Spruch hinkt, denn die Zeiten der Weiderinder sind vorbei, das Standardmilchvieh wird im Stall gehalten.

Womit wir wieder bei Brunner wären: Sein Rinderland-Zitat fiel auf der Grünen Woche in Berlin im Beisein eines hornlosen Zuchtbullen mit dem sinnigen Namen Ex Machina. Hornlosigkeit sei ein Segen, erklärte Brunner. Erstens kann ein Stier ohne Hörner kein Hornochse werden und zweitens bergen Hörner in den modernen Laufställen, "in denen die Rinder Sozialkontakte zu Artgenossen aufnehmen können", ein Verletzungsrisiko.

Kühe, das sind "genießerische Peripathetiker"

Der Trend geht zum Oben-ohne-Rind. Ob das die Symbiose von Bayern und Rindviechern verändern wird? Niemand in Deutschland hat ein innigeres Verhältnis zur Kuh als der Bajuware. Die schönste Liebeserklärung stammt von dem Erzähler Wilhelm Dieß, er nennt die Kühe "genießerische Peripathetiker". Erinnert sei zudem an Sisi aus Possenhofen, die spätere Kaiserin Elisabeth von Österreich, die auf Reisen stets eine Kuh für die tägliche Frischmilch mitführte.

Bayerns Politik ist reich an Kuhhandeln, auch aus der Filmgeschichte ist das Rind nicht wegzudenken. In der Auftaktfolge der Kultserie "Irgendwie und Sowieso" treibt der bullige Otti Fischer den Ochsen Ringo mit Musik-Doping zum Galopp, demnächst soll es einen Hollywood-Blockbuster über Kuh Yvonnes Flucht geben. Der Zuchtstier Ex Machina ist da nur ein kleiner Star.

Auch andere Bundesländer haben ihren Stier. Sachsen-Anhalt hat Dieter Stier, Agraringenieur und für die CDU im Bundestag. Er regte sich unlängst auf, dass die ARD zur Grünen Woche nicht über Bauernhöfe berichtete, sondern über eine vegane Lederpeitsche aus alten Fahrradschläuchen.

Herr Stier ist Leiter des Reitstalls Markwerben mit Deckstelle und Besamungsstation des Landgestüts Sachsen-Anhalt. Ein Pferdefachmann. In Sachen Rindviecher-Kompetenz haben die Bayern also nichts zu befürchten.

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