Landwirtschaft:Aldi und Lidl sind nicht schuld am niedrigen Milchpreis

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Die Preise, die die Bauern für den Liter Milch bekommen, sind in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. (Foto: dpa)

Die Bauern mit ihrer anhaltenden Überproduktion sind selbst verantwortlich für ihre Misere.

Kommentar von Christian Sebald

Das neue "Bündnis für Bayern", das der Bayerische Bauernverband präsentiert hat, weckt nicht nur Hoffnungen, die es nicht erfüllen können wird. Die Aktion führt die Verbraucher und die Bauern sogar in die Irre.

Denn eins ist klar: Die Preispolitik von Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Co. ist nicht der Grund, warum die Bauern in der tiefsten Krise seit Jahren stecken. Der Grund ist vielmehr, dass die Landwirte Lebensmittel im Überfluss herstellen und deshalb extrem abhängig sind vom Export. Wenn der schwächelt, schlägt das sofort auf die Preise durch, die sie für ihre Produkte erzielen.

Zum Beispiel bei der Milch: Die bayerischen Kühe geben so viel Milch, dass die Molkereien im Freistaat gut dreimal so viel Käse produzieren, wie die Konsumenten hier verzehren. Bei der Trinkmilch ist es mehr als eineinhalbmal so viel und bei Butter immerhin noch ein Fünftel mehr.

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Die bayerischen Bauern sind also auf Gedeih und Verderb davon abhängig, dass Milchprodukte aus Bayern einen Exportrekord nach dem andern brechen. Zumal sie wie ihre Kollegen in Deutschland und der EU zwischen vier und 5,5 Prozent mehr Milch produzieren als noch vor einem Jahr.

Diese Überflussproduktion ist der wirkliche Grund der tiefen Krise, in der die Bauern stecken - nicht die Preispolitik der großen Einzelhandelsketten. Deshalb hilft auch der Ruf des Bauernverbands nach "fairen Preisen" nicht weiter. Er lenkt vielmehr von der Einsicht ab, dass die Krise der Landwirtschaft nur dann ein Ende haben wird, wenn die Bauern ihre Produktion der Nachfrage anpassen.

Denn auch für die Landwirte gilt der Grundsatz: Nur wenn sich Angebot und Nachfrage entsprechen, stimmt der Preis, den man für sein Produkt erhält. Den Landwirten würde es denn auch mehr helfen, wenn der Bauernverband endlich eine Strategie gegen die permanent wachsende Überflussproduktion entwickeln würde, statt immer nur die Einzelhandelsketten zu attackieren. Aber das müssen die Bauern selbst mit ihrem Verband ausmachen.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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