Landtagswahl in Bayern:Die CSU erfüllt den Traum der AfD

Bayerns CSU-Ministerpräsident Söder bei einer Pressekonferenz

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist Umfragen zufolge von der absoluten Mehrheit weit entfernt.

(Foto: dpa)

Nach außen verbreiten die Christsozialen Kampfesmut, nach innen ist klar: Es sieht düster aus.

Kolumne von Sebastian Beck

In der CSU gibt es derzeit zwei Stimmungslagen: die offizielle und die inoffizielle. Die offizielle lässt sich mit dem Festzeltauftritt von Ministerpräsident Markus Söder am vergangenen Sonntag in Vilsbiburg illustrieren. 2000 Menschen jubelten ihm für seine inzwischen hinreichend bekannten Äußerungen zur Flüchtlingspolitik zu. Das spiegele die wahre Stimmung der Menschen draußen im Lande wider - und nicht dieses falsche und schändliche Geschreibe der Journalisten in ihren Bürotürmen.

Der Kurs der CSU, so die offizielle Interpretation, erfahre große Unterstützung. Fast möchte man hinzufügen: Wo auch immer Söder hinkommt, regnet es Rosenblüten und Menschen fallen in Ekstase. An dieser wunderbaren Wahrheit, die sich der CSU täglich neu offenbart, kann auch die ihrer Ansicht nach ebenfalls falsche und schändliche Meinungsumfrage des Forsa-Instituts nichts ändern, wonach in Bayern nur 37 Prozent mit der Arbeit Söders zufrieden seien.

So weit der offizielle Teil. Die inoffizielle Stimmungslage der CSU tendiert dahin, dass die miserablen Umfragewerte sehr wohl ein Alarmzeichen für Söder seien: Es läuft gerade gründlich schief, und Umfragen, so die Befürchtung, könnten in einem Wahldesaster münden.

Tatsächlich bestehen Söders herausragende Leistungen seit seinem Amtsantritt darin, dass er erst eine Kreuz- und dann eine Flüchtlingsdebatte angezettelt hat. Falls demnächst die Koalition in Berlin an der CSU zerbricht, wird er dies daheim in Bayern schwer als Erfolg verkaufen können. Wenn Horst Seehofer weiter Bundesinnenminister bleibt, aber in der Flüchtlingsfrage doch Kompromisse mit der CDU eingeht, steht die CSU ebenfalls als Verlierer da. Um es mit Söders Worten zu sagen: Die Partei hätte das Endspiel um die Glaubwürdigkeit verloren. Söder hat sich in seinen hundert Tagen als Ministerpräsident in eine Lose-Lose-Situation manövriert. Er kann nur verlieren.

Dagegen darf sich die bayerische AfD in ihrer Entscheidung, auf einen eigenen Spitzenkandidaten zu verzichten, bestätigt fühlen. Einen besseren als Söder hätte sie eh nicht gefunden. Denn er und seine CSU arbeiten sich ausschließlich an AfD-Themen ab. Damit verhelfen sie der Partei zu jener Bedeutung, von der sie immer geträumt hat. Bald auch im Landtag.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: