Landtag:Opposition geht in Position

SPD und Grüne erkennen in Markus Söder einen klaren Gegner für den Wahlkampf

Von Lisa Schnell, Christian Sebald

Es kommt nicht oft vor, dass die Grünen der CSU gratulieren, an diesem Dienstag aber ist es so weit. Ihren Glückwunsch richtet die Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze aus. Dass die CSU es jetzt doch noch geschafft hat, sich auf einen Spitzenkandidaten zu einigen, habe sie schon fast nicht mehr geglaubt. Und dass dieser nun Markus Söder heißt, sei für die Grünen nicht das Schlechteste, meint ihr Kollege Ludwig Hartmann.

"Söder bietet eine gute Angriffsfläche, um die Politik der CSU anzugreifen", sagt Hartmann. Egal bei welchem politisch wichtigen Thema für die Grünen - Söder stehe direkt auf der anderen Seite. Umweltschutz etwa. Dass Söder davon nichts halte, habe sein Einsatz für eine Skischaukel am Riedberger Horn gezeigt. Oder der Flächenfraß: Die Grünen kämpfen gegen ihn mit einem Volksbegehren, für Söder aber bedeute Fortschritt Zubetonieren. Noch-Ministerpräsident Seehofer habe zumindest in Sonntagsreden davon gesprochen, die schöne Landschaft Bayerns bewahren zu wollen, sagt Hartmann. Von Söder aber höre man nicht mal einen Satz dazu. Oder aber die Asylpolitik. Hartmann geht davon aus, dass Söder die rechte Flanke schließen werde. Markige Sprüche in der Flüchtlingspolitik würden es den Grünen leichter machen, ihre Version von einem weltoffenen Bayern dagegenzustellen. Eines aber sei auch klar: Eine schwarz-grüne Koalition, die für Hartmann gar nicht allzu weit weg war, könne es mit Söder nicht geben. Dafür nämlich brauche es Vertrauen und dafür stehe Söder nicht gerade.

SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen ist froh, dass die Show bei der CSU endlich vorbei ist und man sich nun endlich wieder Sachthemen zuwenden könne, die den Menschen wichtig seien, wie Kita-Plätze oder die Altenpflege. An der Sache orientiert, von Anstand geprägt, diesen politischen Stil will sie im Landtagswahlkampf etablieren. "Da wird man sehen, was von der anderen Seite kommt", sagt sie. Die Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr (SPD) rechnet Kohnen gegen Söder gute Chancen aus. Auf der einen Seite stehe eine Frau, die auch die leisen Töne könne und auf der anderen Seite Söder, "arrogant, laut, typisch männlich". Vor allem Frauen müssten sich da überlegen, wen sie wählen.

Seehofer habe die sozialen Themen auf der Agenda gehabt. Bei Söder aber sehe das anders aus, schließlich sei er es gewesen, der staatliche GBW-Wohnungen verkaufte. Wenn er seine harte Linie in der Asylpolitik fortsetze, könne sich die SPD gut abgrenzen. Die Freien Wähler fühlen sich in einer komfortablen Lage. Der Grund: Ihre Anhängerschaft ist bürgerlich-konservativ - wie die der CSU. Die FW könnten profitieren, "indem sie die Themen ansprechen, die die Leute wirklich interessieren, während sich die CSU in ihren Machtkämpfen verschleißt", sagt FW-Chef Hubert Aiwanger. Dass die CSU nicht so schnell zu ihrer Geschlossenheit zurückfinden wird, steht für ihn fest. Die Doppelspitze sei "eine Notlösung mit immensem Konfliktpotenzial." Seehofer und Söder hätten ihre Feindschaft nur oberflächlich begraben. Die FW wollen mit Inhalten punkten wie Straßenausbaubeiträge oder dem Kampf gegen die Stromautobahnen. Aiwanger ist sich sicher, dass die FW wenigstens zwei Prozentpunkte mehr holen als die sieben Prozent in den aktuellen Umfragen. Für die CSU sei die absolute Mehrheit Vergangenheit. "Sie wird einen Koalitionspartner brauchen", sagt er. Wenn die CSU sich den FW gegenüber "offen und konstruktiv zeigt, können wir ins Gespräch kommen", sagt er. "Wenn nicht, wenn sie auf Konfrontation bleibt, machen wir Opposition."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: