Landtag:Mobiliar aus Landtags-Plenarsaal soll Kneipeneinrichtung werden

Das aurangierte Mobiliar des Bayerischen Landtags in einer Scheune gelagert, 2006

Klaus Stöttner, hier ein Bild aus dem Jahr 2006, will mit dem Mobiliar des alten Plenarsaals eine Kneipe einrichten.

(Foto: Günter R. Müller)

Der CSU-Abgeordnete Klaus Stöttner lagert seit Jahren die Möbel ein, auf denen einst Franz Josef Strauß und Alfons Goppel Politik machten. Nun hat er einen Plan für die geschichtsträchtigen Stücke.

Interview von Matthias Köpf

Der 2003 gerade erst ins Maximilianeum gekommene CSU-Abgeordnete Klaus Stöttner, Jahrgang 1963, fragte den damaligem Landtagspräsidenten Alois Glück durchaus deutlich: "Spinnst du, Alois?" Diese Frage stellte Stöttner, als Alois Glück nach der Renovierung des Plenarsaals die alte Ausstattung auf den Sperrmüll geben wollte. Dabei war das Holz doch jahrzehntelang unter anderm vom Schweiß eines Franz Josef Strauß gebeizt worden und ist auch sonst geschichtsträchtig, fand zumindest Stöttner.

Er hat dann 2000 Euro an ein Kinderhospiz gespendet und einige Verwandte und Freunde aus dem Theaterverein und der Freiwilligen Feuerwehr mobilisiert. Zusammen haben sie das Mobiliar 2004 in aller Eile aus dem Plenarsaal geschraubt, es in zwei Lastwagenfuhren nach Prutting im Landkreis Rosenheim gebracht und es in einem Heustadel eingelagert.

Jetzt hat Klaus Stöttner, der sich schon allein wegen seiner Aufgabe als tourismuspolitischer Sprecher der CSU gut aufs Gesellige verstehen muss, eine Idee, wie das alte Mobiliar doch noch einen demokratischen Nutzen bringen könnte: in einem Lokal namens "Zum Alten Plenarsaal".

SZ: Herr Stöttner, kann es in einem alten Plenarsaal gemütlich werden?

Klaus Stöttner: Das alte Mobiliar, von einem guten Schreiner in eine Kneipe eingebaut, kann durchaus gemütlich werden. Dann sitzen auch nicht mehr acht Leute in einer Reihe. Damals mussten im alten Plenarsaal fünf Leute aufstehen, wenn einer raus musste.

Also kann man das Mobiliar nicht einfach so in eine Kneipe stellen.

Höchstens teilweise. Ich habe ja auch die Regierungsbank, die Pressetribüne, die Pulte, die Diplomatenloge und die ganzen halbrunden Tische. Ich stelle mir vor, aus dem restlichen Holz Tische, eine Theke und eine Wandvertäfelung zu machen, das ginge wunderbar, glaube ich. Und an der Wand Bilder mit Reden von Goppel, Strauß, Stoiber. Aus einer Zeit, wo die Entscheidungen noch direkt im Plenarsaal ausgestritten worden sind und nicht im Fernsehen oder in den sozialen Medien. Das soll ein Ort werden, wo man sich mal zurückzieht, wo man ein Bier miteinander trinkt - auch mit der Opposition - und noch einmal nachdenkt, um was es wirklich geht. Ich glaube, gerade in der heutigen Zeit wird ein guter Zusammenhalt in Bayern wieder besonders wichtig. Erst vergangene Woche habe ich wegen meiner Idee einen Brief an die Landtagspräsidentin geschrieben. Eigentlich sagen alle, es wäre eine tolle Idee.

Der Name "Zum Alten Plenarsaal" klingt eher nach Treffpunkt für den Politikbetrieb. Sind Bürger da auch willkommen?

Ja freilich, das soll keine geschlossene Gesellschaft werden.

Mit wie vielen Plätzen wäre das Plenum denn dann voll?

Ich habe ja noch nicht einmal einen Raum. Aus meiner Sicht müsste das am besten eine staatliche Immobilie sein, weil wir dann die Hand drauf behalten. Irgendwo fußläufig in den Nähe des Landtags. Der Hofbräukeller oder so etwas wäre ideal.

Und Sie selbst stehen hinter der Theke?

Nein, nein, natürlich nicht. Grundsätzlich werde ich kein Wirt, aber ich würde mich sicher gern mal hinter die Theke stellen und mich dort mit Kollegen abwechseln.

Jetzt haben Sie die alte Ausstattung schon mehr als zehn Jahre daheim. Von dem Vorschlag, ihn auf Herrenchiemsee aufzubauen, wollte keiner was wissen. Will Ihnen niemand was abnehmen?

Doch, schon. Das Haus der Bayerischen Geschichte will einen Teil des alten Plenarsaals in dem neuen Museum in Regensburg aufbauen. Aber die sagen, sie haben nur Platz für zwölf Stühle. Das reicht ja nicht einmal für ein Kabinett. Und auch nicht für eine Schulklasse, die sich da im Museum mal hinsetzen könnte. Eigentlich schade, aber da ist das letzte Wort vielleicht noch nicht gesprochen.

Jedenfalls hat Ihr Onkel in Prutting bald wieder Platz in seinem Heustadel.

Das haben er und mein Cousin schon länger wieder. Ich habe den Plenarsaal schon vor fünf Jahren umgezogen, in den Bauernhof meines Bruders. Und da steht er noch. Ich bin gespannt, ob ich in der Staatsregierung jetzt Mitstreiter für meine Idee finde.

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