Landschaftspflege:Schafe braucht das Land

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Die Schäfer in Bayern - hier eine Herde auf einer Weide bei Großlangheim - sterben langsam aus. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Bündnis will für den Erhalt der bayerischen Schäferei kämpfen

Von Christian Sebald, München

Es gibt wohl nur wenige Zweige in der Landwirtschaft, die so vom Aussterben bedroht sind wie die Schäferei. Der Grund ist, sagt der schwäbische Schäfer Josef Hartl, dass das Schaf als Nutztier so gut wie ausgedient hat. Schafwolle ist kaum nachgefragt. Meist übersteigen die Kosten für das Scheren eines Tieres sogar den Erlös, den die Vermarktung der Wolle bringt. Ganz ähnlich ist das beim Fleisch. Deshalb gibt es in Bayern nur noch 242 Schäfer mit Herden von mehr als 200 Tieren. Um wenigstens ihnen eine Perspektive zu bieten, haben die Landschaftspflegeverbände, das Umweltministerium und sieben weitere Organisationen das Bündnis "Kulturlandschaft braucht Schafe" gegründet. "Nur gemeinsam können wir den weiteren Schwund der Schäferei aufhalten", erklärte Nicolas Liebig von den Landschaftspflegeverbänden bei der Präsentation der Initiative in Augsburg.

Aus Liebigs Sicht ist die Schäferei weit mehr ist als Produktion von Wolle und Fleisch. Vor allem die Wanderschäferei sei eine der tiergerechtesten Haltungsformen überhaupt. Und zugleich eine der umweltfreundlichsten Arten der Landnutzung. Für die Erhaltung und Pflege besonders wertvoller Landschaften - zum Beispiel der Magerwiesen im Altmühltal oder auf der Hohen Rhön - sei die Schäferei sogar unverzichtbar. Doch nicht nur dort sind "Schafe die besten Landschaftspfleger", wie Kai Frobel vom Bund Naturschutz sagt. Sondern auch auf Dämmen und Deichen. Durch ihren permanenten Tritt und den Verbiss des Grases würden sie sogar zur Stabilisierung der Schutzbauten beitragen. Heimatpfleger betonen, dass durch die Schäferei alte Lieder, Gedichte sogar Tänze lebendig blieben. Um all dies zu fördern, will das neue Bündnis nicht nur neue Absatzmärkte für Wolle und Schaffleisch erschließen. Sondern auch dafür werben, dass Schäfer mehr Förderung erhalten. Seine Mitglieder sind außer den Schäfern, den Landschaftspflegern und dem Umweltministerium der Bund Naturschutz, der Vogelschutzbund, der Bauernverband, die bayerischen Naturparke und der Gemeindetag. Sogar der Jagdverband ist beigetreten. Einzig das Agrarministerium fehlt, angeblich haben sie dort zu spät von der Initiative erfahren.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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