Landgericht München:Kein Deal im Prozess um Hunderte Wohnungseinbrüche

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  • In mehr als 200 Wohnungen sollen drei Männer und eine Frau in Oberbayern eingebrochen sein. Ihre Beute: gut 2,4 Millionen Euro.
  • Eine Mitarbeiterin im Finanzamt und eine Juristen sollen der Bande Tipps gegeben haben.
  • In einem Rechtsgespräch konnten sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung nicht einigen. Die Urteile vor dem Landgericht München werden nun Anfang Juli erwartet.

Von Andreas Salch

Wegen schweren Bandendiebstahls müssen sich drei Männer und eine Frau seit Mittwoch vor dem Landgericht München I verantworten. Die Angeklagten sollen in der Zeit zwischen 2004 bis zu ihrer Festnahme Anfang vergangenen Jahres in 202 Wohnungen vornehmlich in Ingolstadt und München sowie der Region München eingebrochen sein. Die Staatsanwaltschaft beziffert die Höhe der Beute auf knapp 2,4 Millionen Euro. Der Schaden, der bei den Aufbrüchen an Türen und Fenstern entstand, beläuft sich auf fast 255.000 Euro.

Bei der Auswahl lohnender Objekte gingen die vier Angeklagten generalstabsmäßig vor. Sie sollen dabei maßgeblich von der 43-jährigen Daniela M. unterstützt worden sein, die mit auf der Anklagebank sitzt. Die Ingolstädterin arbeitete für das Finanzamt München in der Datenerfassung und konnte sich somit einen Überblick über die finanziellen Verhältnisse potenzieller Opfer verschaffen.

Wie die Bande bei den Einbrüchen vorging

Anschließend soll der 36 Jahre alte Nebojsa M., ein Kraftfahrer aus Hamburg, die infrage kommenden Anwesen aufgesucht und beobachtet haben, ob die Eigentümer zu Hause sind. Bei den Einbrüchen hatte es das professionell arbeitende Quartett vor allem auf hochwertigen Schmuck, Uhren, Münzen und Bargeld abgesehen. In einigen Fällen ließen die Angeklagten nicht nur Preziosen, sondern auch teuere Spirituosen mitgehen. Ihren größten Coup landete die Bande in München, wo sie allein bei einem Einbruch Beute im Wert von 92.000 Euro machte.

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Außer von der ehemaligen Mitarbeiterin des Münchner Finanzamtes sollen die Angeklagten zudem Tipps von einer Rechtsanwältin bekommen haben. Sie muss sich demnächst vor Gericht verantworten. Der Juristin wird vorgeworfen, sie habe der Bande verraten, ob sie bereits im Visier von Fahndern der Kriminalpolizei steht. Die Informationen soll sich die Rechtsanwältin von einem Polizisten beschafft haben.

Nach Verlesung der Anklage kam es zu einem Rechtsgespräch der Kammer mit dem Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie den Verteidigern im Hinblick auf die Höhe der zu erwartenden Strafen für den Fall, dass die Angeklagten Geständnisse ablegen. Das Rechtsgespräch führte zu keinem Ergebnis. Die Urteile werden für Anfang Juli erwartet.

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