Landgericht Kempten:Chef-Drogenfahnder soll Kokain-Depot angelegt haben

  • Im Prozess gegen den ehemaligen Leiter der Drogenfahndung in Kempten ist die Herkunft des Kokains, das im Spind des Beamten gefunden wurde, weiter ungeklärt.
  • Der Kriminalbeamte will das Rauschgift schon vor gut zehn Jahren von der Staatsanwaltschaft bekommen haben.
  • Wer ihm die Drogen gegeben hat, weiß der Angeklagte eigenen Angaben zufolge nicht mehr.

Im Prozess gegen den ehemaligen Leiter der Drogenfahndung in Kempten (Allgäu) ist die Herkunft des Kokains, das im Spind des Beamten gefunden wurde, weiter ungeklärt. Der Kriminalbeamte will das Rauschgift schon vor Jahren bekommen haben. "Er gab an, das Kokain vor etwa zehn Jahren von der Staatsanwaltschaft erhalten zu haben", sagte eine Ermittlungsbeamtin des Landeskriminalamtes (LKA) am Freitag vor dem Landgericht Kempten.

Eine entsprechende Herausgabe an den Beamten aus der Asservatenkammer sei aber nicht dokumentiert. Wer ihm die Drogen gegeben hat, weiß der Angeklagte eigenen Angaben zufolge nicht mehr. Zum Prozessauftakt hatte er zu Protokoll gegeben, sein Erinnerungsvermögen sei durch den Konsum von Drogen, Medikamenten und Alkohol beeinträchtigt.

Er wisse nur, dass ihm die 1,8 Kilogramm Kokain zu dienstlichen Zwecken überlassen worden sei - "insbesondere für Schulungszwecke". Er habe den Stoff jedoch für sich verwendet.

Auch die zuständigen Staatsanwälte und Mitarbeiter der Asservatenkammer hätten in ihren Vernehmungen angegeben, sich an den Vorgang nicht erinnern zu können, sagte die LKA-Beamtin. Bei den Ermittlungen sei auch geprüft worden, ob der Angeklagte Kontakte zu kriminellen Milieus hatte - etwa zur Mafia oder zu Rockern. "Es gab keine Verbindung zu irgendwas", sagte die Zeugin. Es hätten sich auch keine Hinweise darauf ergeben, dass der Angeklagte mit den aufbewahrten Drogen Handel betrieben habe. "Er hatte keinen aufwendigen Lebensstil."

Wegen Drogenbesitzes, gefährlicher Körperverletzung und Vergewaltigung seiner Ehefrau steht der 53 Jahre alte Kriminalbeamte vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, seine Frau vor einem Jahr gewürgt und vergewaltigt zu haben. Nach seiner Festnahme - Kollegen stoppten ihn, als er unter Alkohol- und Drogeneinfluss Auto fuhr - war in seinem Büro das Kokain entdeckt worden. Weil die Verfahrensbeteiligten einer Absprache zugestimmt haben, könnte bereits an diesem Montag das Urteil fallen.

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