Landesparteitag in Augsburg:Bei den Grünen ist die Basis noch ein Anarchist

Margarete Bause

Margarete Bause bediente dieselben Themen wie fast alle anderen Redner: der Kampf gegen den Rechtspopulismus und für Chancengleichheit.

(Foto: dpa)

Egal, ob Quereinsteiger oder Altgediente: Bei den Grünen in Bayern muss jeder beweisen, warum er das Zeug zum Kandidaten hat. Das hat nun auch Fraktionsvorsitzende Margarete Bause erfahren.

Kommentar von Lisa Schnell

Die Basis ist ein Anarchist, zumindest noch bei den Grünen. Das hat ihr Parteitag in Augsburg gerade wieder gezeigt. Bei anderen Parteien wird in Hinterstübchen ausbaldowert, wer einen aussichtsreichen Platz auf der Bundestagsliste bekommt. Bei den Grünen aber ist das Spiel noch offen. Ein unbekannter Neueinsteiger kann unverhofft punkten, auch fest installierte Politikgrößen müssen zittern.

So wie die langjährige Fraktionsvorsitzende der grünen Landtagsfraktion Margarete Bause. Zweimal entschieden sich die Delegierten gegen sie, gaben ihr erst auf dem letzten aussichtsreichen Platz ihre Stimmen. Der Grund liegt wohl weniger in der allgemeine Skepsis der Grünen vor ihrem eigenen Establishment. Nein, Bause konnte den Grünen einfach nicht erklären, warum sie nach 30 Jahren in der Landespolitik nun ihre Zukunft in Berlin sieht. Das wollen die Grünen von einem Quereinsteiger aber genauso wissen, wie von einer Altgedienten wie Bause.

Und das zu Recht. Gerade in Zeiten, wo das Vertrauen der Bevölkerung in das politische Establishment sinkt, darf nicht der Eindruck einer abgeschlossenen Führungsriege entstehen. Die Antwort auf die Frage "Warum Du?" kann nicht lauten "Ja, weil ich's halt schon immer war". Bause bediente dieselben Themen wie fast alle anderen Redner: der Kampf gegen den Rechtspopulismus und für Chancengleichheit. Sie erzählte wieder von ihrer Begegnung mit dem verfolgten Künstler Ai Weiwei in China.

Ihr Schlüsselerlebnis, warum sie sich für Menschenrechte einsetzen möchte, von dem sie schon sprach, als sie ihre Kandidatur ankündigte. Es ist nachvollziehbar, dass die Grünen von Bause erwarten, sich in fast einem Jahr etwas mehr auszudenken als wieder die gleiche Geschichte. Die Zitterpartie ist für Bause ein Vorbote darauf, was sie in Berlin erwarten wird. Dort wird sie als neue Abgeordnete wohl ganz von vorne anfangen müssen.

Dass die Grünen ihr dazu dann doch die Chance gegeben haben, ist aber richtig. Bause war angeschlagen, hatte fast keine Stimme. Dass ihr Auftritt deshalb nicht so kämpferisch und mitreißend war, kann ihr niemand vorwerfen. Das politische Geschick und vor allem die Erfahrung von Bause können sie in Berlin gut brauchen. Sie ganz durchfallen zu lassen, wäre kein Beweis für die Unabhängigkeit der Basis, sondern einfach nur kurzsichtig.

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