Landesamt für Lebensmittelsicherheit:Grüne kritisieren zu lasche Kontrollen

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  • Nach dem Salmonellen-Ausbruch bei dem niederbayerischen Eierproduzenten Bayern-Ei verschärfen die Grünen ihre Kritik am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
  • Das LGL ist als die zentrale Behörde für die Lebensmittelsicherheit im Freistaat auch zuständig für die Überwachung von Betrieben wie Bayern-Ei.
  • Die Grünen-Politikerin Rosi Steinberger hält die Kontrollen generell für viel zu lasch - vor allem bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie zum Beispiel Fleischwaren.

Von Christian Sebald, München

Nach dem Salmonellen-Ausbruch bei dem niederbayerischen Eierproduzenten Bayern-Ei verschärfen die Grünen ihre Kritik am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). "Die Kontrollen des LGL sind viel zu undurchsichtig", sagt die Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger. "Das betrifft die Anzahl der jeweiligen Stichproben genauso wie die Kriterien, nach denen sie genommen werden."

Infolge des Salmonellen-Ausbruchs 2014 bei Bayern-Ei sollen europaweit Hunderte Menschen erkrankt, wenigstens zwei sollen gestorben sein. Das LGL ist als die zentrale Behörde für die Lebensmittelsicherheit im Freistaat auch zuständig für die Überwachung von Betrieben wie Bayern-Ei. Nach Steinbergers Überzeugung hat das LGL aber nicht nur bei diesem Betrieb versagt. Seine Kontrollen seien generell viel zu lasch - vor allem bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie zum Beispiel Fleischwaren.

Fleicherzeugnisse wurden weniger kontrolliert als Käse

Bei ihren Vorwürfen stützt sich die Grünen-Politikerin auf die LGL-Jahresberichte 2013 und 2012. 2013 nahmen die LGL-Kontrolleure 1236 Proben von Fleischerzeugnissen wie Wurst und Schinken. 20,8 Prozent davon - also ein gutes Fünftel - waren nicht in Ordnung und wurden beanstandet. Bei Käse wurden 1899 Proben genommen, also ungefähr ein Drittel mehr. Davon wurden 6,4 Prozent beanstandet. "Das darf aber nicht sein, dass das LGL Fleischerzeugnisse, die sehr viel anfälliger für Beanstandungen sind, deutlich weniger kontrolliert als Käse", sagt Steinberger.

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Nimmt man Wein und Traubensaft mit 7829 Proben und 3,2 Prozent Beanstandungen als Vergleichsmaßstab, wird das Missverhältnis aus Steinbergers Sicht noch eklatanter. "Das muss mir mal einer erklären, warum es nötig ist, Wein so viel schärfer zu kontrollieren als Fleischwaren", sagt die Politikerin, "noch dazu, wenn die Beanstandungsquote so gering ist."

Auskunft über Arbeitsweise der Behörde nötig

Das ist es aber nicht alleine. Steinberger versteht auch nicht, warum das LGL den Kontrolldruck bei Lebensmitteln offenkundig verringert. 2012 nahmen die LGL-Kontrolleure 2958 Proben von Fleisch, im Jahr darauf waren es nur noch 2490. Bei Brot und Kleingebäck wurden die Kontrollen binnen Jahresfrist von 700 auf 501 zurückgefahren. "Dabei haben doch die Skandale bei Müller-Brot und anderen Ketten klar gemacht, dass man gerade in dieser Branche am Ball bleiben muss", sagt Steinberger. Die Politikerin fordert deshalb nicht nur Aufklärung, wie es zu dem Versagen bei dem Salmonellen-Ausbruch bei Bayern-Ei habe kommen können. Sie verlangt auch Auskunft über die grundsätzliche Arbeitsweise der Behörde.

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Das LGL äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Im Jahresbericht 2013 heißt es lapidar, Häufigkeit und Tiefe der Kontrollen seien "abhängig vom Ergebnis einer bayernweit standardisierten und für jeden Betrieb durchzuführenden Risikobeurteilung, die sich an den Vorgaben von Bund und EU orientiert".

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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