Kulturportal "Bavarikon":Digitale Schatzkammer Bayerns

Kulturportal "Bavarikon": Mehr als 200 000 Kultur- und Wissensschätze des Freistaats macht das Internetportal "bavarikon" für jedermann kostenlos zugänglich.

Mehr als 200 000 Kultur- und Wissensschätze des Freistaats macht das Internetportal "bavarikon" für jedermann kostenlos zugänglich.

(Foto: Bayerische Staatsbibliothek)
  • Bavarikon ist eines der ehrgeizigsten Digitalprojekte in ganz Deutschland. Es versammelt die Kultur- und Wissensschätze Bayerns. Nun ist es in der offiziellen Version freigeschaltet.
  • 205 000 digitalisierte Objekte kann man auf dem Portal bereits anschauen. Weitere 35 000 sollen in den kommenden Jahren folgen.
  • Manche Objekte kann man sogar in einer dreidimensionalen Ansicht betrachten, etwa die im Nationalmuseum verwahrte Renaissance-Statue "Judith mit dem Haupt des Holofernes" von Konrad Meit.

Von Hans Kratzer

Vor 30 Jahren wäre ein Projekt wie Bavarikon noch eine kühne Vision gewesen. Damals konnte sich kaum jemand vorstellen, eines Tages Albrecht Altdorfers berühmtes Gemälde "Die Alexanderschlacht" daheim im Wohnzimmer zu betrachten und Kleinigkeiten zu entdecken, die man im gedämpften Licht der Alten Pinakothek gar nicht wahrnimmt.

Mittlerweile ist das alles möglich, man kann am eigenen Bildschirm sogar Details drastisch vergrößern und staunend beobachten, wie Altdorfer (1480-1538) den Perserkönig Darius mit seinem Streitwagen panisch vor dem jungen Feldherrn Alexander fliehen lässt.

Was seit der Beta-Version verbessert wurde

Das digitale Zeitalter eröffnet gerade auf dem Sektor der Wissenschaft und der Kultur phantastische Möglichkeiten. Eines der ehrgeizigsten Digitalprojekte in ganz Deutschland trägt den eingängigen Titel Bavarikon völlig zu Recht. Schließlich versammelt es unter seinem Dach die Kultur- und Wissensschätze Bayerns.

Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) und Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, haben dieses virtuelle Gedächtnis des Freistaats am Montag für den Betrieb freigeschaltet. Unter der Web-Adresse www.bavarikon.de werden die Kunst- und Kulturschätze aus den bayerischen Museen, Archiven und Bibliotheken mit entsprechenden Erklärungen digital frei Haus geliefert. 205 000 digitalisierte Objekte kann man auf dem Portal bereits anschauen. Weitere 35 000 werden laut Ceynowa in den kommenden Jahren folgen.

Eigentlich kann man Bavarikon schon seit 2013 im Internet aufrufen. Allerdings stand bisher nur eine Beta-Version zur Verfügung, erst seit Montag läuft das Programm im offiziellen Regelbetrieb. Die neue Version wurde deutlich überarbeitet, die Technik erheblich verbessert, weshalb Bavarikon nun wesentlich schneller und leistungsfähiger läuft als bisher.

"Judith mit dem Haupt des Holofernes" aus allen Richtungen betrachten

Bei der Freischaltung des Portals in der Bayerischen Staatsbibliothek staunten die Gäste über die vielfältigen Möglichkeiten, die sich nun bieten. Mit einem Mausklick zaubert der Benutzer Gemälde, Urkunden, Handschriften, Skulpturen, historische Karten sowie Ansichten von Schlössern, Burgen und Städten auf den Bildschirm.

Manche Objekte kann man sogar in einer dreidimensionalen Ansicht betrachten. Mit Hilfe der 3-D-Technik lässt sich am Computer beispielsweise die im Nationalmuseum verwahrte Renaissance-Statue "Judith mit dem Haupt des Holofernes" von Konrad Meit in alle Richtungen drehen. Die Erstellung von 3-D-Objekten erfordert aber eine gigantische Datenmenge.

Laut Ceynowa dauert allein die Digitalisierung eines Objekts wie des Himmelsglobus von Heinrich Aboreus aus dem 16. Jahrhundert einen ganzen Tag, dazu kommen zwei bis drei Tage für die Nachbearbeitung. Derzeit sind 20 Exponate im Bavarikon enthalten, die mit diesem aufwendigen Verfahren digitalisiert wurden. Weitere 60 Digitalisate in 3D sind bereits in Vorbereitung.

Reicht es künftig, die Objekte im Computer zu sehen?

Die virtuelle Präsentation dieser Schätze soll laut Minister Spaenle keineswegs die Begegnung mit den Originalen versperren nach dem Motto: "Hab ich schon im Computer gesehen." Vielmehr sollen die Menschen motiviert werden, sich die Originale anzuschauen, die im Besitz von maßgeblichen Institutionen des Freistaats sind.

Präsentiert werden beispielsweise die Schätze des Landesamts für Denkmalpflege, der Schlösserverwaltung, des Landesamt für Vermessung und Geoinformation, dem Haus der Bayerischen Geschichte, des Bayerischen Nationalmuseums, der Staatsbibliothek, der Staatsgemäldesammlungen, der Archäologischen Staatssammlung und der Staatlichen Archive Bayerns. Die Inhalte vieler weiterer Kultureinrichtungen sollen folgen.

Von wem die älteste Urkunde im Archiv stammt

Einen großen Mehrwert bietet Bavarikon bei jenen Stücken, die wegen ihrer Fragilität nicht mehr gezeigt werden können. Dazu gehören die zum Weltdokumentenerbe zählende Bamberger Apokalypse aus der Staatsbibliothek Bamberg oder Urkunden wie die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356. Spaenle zählte insgesamt 40 Glanzlichter des Bavarikon auf, herausragende Objekte, die man über die Digitalisate nun bequem zu Hause betrachten kann.

Dazu gehören auch die älteste Urkunde im Hauptstaatsarchiv aus der Hand Karls des Großen von 794 sowie eine frühe Handschrift des Nibelungenlieds aus dem 13. Jahrhundert sowie die bayerische Königskrone von 1806.

In der Ortsdatenbank hält Bavarikon Informationen zu gut 90 000 Gemeinden, Städten, Landkreisen, Gewässern, Bergen und Wäldern bereit. Und unter der Sparte "Personen" finden sich 14 000 Biografien aus der Geschichte Bayerns. Der Freistaat hat für das ehrgeizige Projekt, das in Deutschland seinesgleichen sucht, bisher fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Gut investiertes Geld, wie Minister Spaenle findet: "Das, was die kulturelle Identität Bayerns im Kern ausmacht, wird der Welt zur Verfügung gestellt. Bayerische Kulturschätze werden damit weltweit sichtbar und nutzbar."

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