Kultur:Vom Profi lernen

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Bei den Volkstheatertagen will sich die Szene besser vernetzen

Von Markus Mayr, München

Harald Meiers Leidenschaft ist das Volkstheater, dem er dieses Wochenende gewidmet hat. Im Regensburger Kolpinghaus veranstaltet er am Samstag und Sonntag die "1. Bayerischen Volkstheatertage". Vom Erfolg dieses Szenetreffens hängt ab, ob es das einzige bleibt. Doch es sieht gut aus. "Jeder Workshop ist gebucht", sagt Thomas Stammberger, der beim BR verantwortlich ist für die Serie "Dahoam is Dahoam" und bei den Theatertagen für das Programm. Stammberger ist Profi und ein Freund von Meier, dem enthusiastischen Amateurtheatermacher. Was bei den beiden auf Freundesebene klappt, will Meier in der Volkstheaterszene erreichen: Amateurgruppen und semi-professionelle Spieler besser zu vernetzen. "Damit die Wege kürzer werden und nicht jede Gruppe das Rad neu erfinden muss", sagt der Oberpfälzer aus Neumarkt. Die Szene soll sich gegenseitig helfen, gedanklich austauschen und aushelfen, ganz banal mit Requisiten und Kostümen.

Bettina Mansdorfer findet den anstehenden Austausch mit anderen Gruppen "klasse". Gemeinsam mit fünf Spielkollegen von der Altmühlbühne Riedenburg hofft sie aber vor allem auch darauf, nützliche Erfahrungen in den Workshops zu machen, die Profis geben werden. "Wir stecken mitten in der heißen Probenphase für "D'Eisheiligen und die kalt' Sophie", erklärt Mansdorfer. Darstellerische Baustellen gebe es freilich immer bei einer Laiengruppe wie der ihren. Die Workshops kämen da gerade recht. "Wir spielen alles aus dem Bauch heraus", sagt die 50-Jährige, die heuer auch Regie führt. "Von Profis zu lernen, ist eine echte Chance." Was auf der Bühne geschehe, müsse möglichst echt wirken. Da trifft es sich, dass Mansdorfer die Leiterin des Kurses "Überzeugend Spielen" bereits kennt. Und das nicht nur aus dem Kino von "Nirgendwo in Afrika". Mansdorfer lernte die Schauspielerin Gabrielle Odinis bei der Verleihung des Larifari kennen, des Amateurtheaterpreises, den Mansdorfers Gruppe vor zwei Jahren bekam. Trotz Auszeichnung klingt die Riedenburgerin bodenständig.

Programmchef Stammberger ist sich indes sicher, dass am Wochenende auch Leute mit einer anderen Selbsteinschätzung vorbeischauen werden. Bei seinem Kurs "Erfolgreich inszenieren" wird er Gelegenheit haben, die Gäste kennenzulernen. Vom semi-professionellen Laienschauspieler bis zum selbst ernannten Profi, der Kritik schlecht annehmen kann, gebe es alles im Amateurtheater, sagt Stammberger. "Ich freue mich sehr darauf, zu sehen, wer da am Wochenende zu uns kommt." Die Veranstalter wünschen sich vor allem auch nicht-bayerische Gäste.

Meier will mit seinen Theatertagen auch am bayerisch-volkstümelnden Anstrich vom Volkstheater kratzen. Dieser droht die anderen Facetten des Genres zu überdecken. Volkstheater könne genauso gut ein Stück von Shakespeare sein, sagt Meier, und müsse nicht unbedingt "Wo geht's denn do zum Himmi?" heißen. Das ist das erste Stück, das er inszenierte. Vor allem versteht Meier unter Volkstheater das Bühnenspiel "aus dem Volk für das Volk". "Bayerisch" sei die Veranstaltung vor allem, weil sie in Bayern stattfindet. Jeder sei willkommen.

Die Teilnahme an den Volkstheatertagen im Kolpinghaus in Regensburg ist noch immer möglich. Anmeldung unter info@theaterbox.de.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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