Kultur:Festspielhaus Füssen ist pleite

Festspielhaus Füssen

Nun soll ein Investor gefunden werden, der das Gebäude und den Betrieb übernimmt.

(Foto: dpa)
  • Der Betreiber des Festspielhauses Füssen hat vor dem Amtsgericht insolvenz angemeldet.
  • Die Premiere des neuen Musicals Ludwig² soll nicht in Gefahr sein.
  • Seit 2000 sind in Füssen immer wieder Musicals über König Ludwig II gescheitert.

Das Festspielhaus in Füssen ist ein grandioses Schmuckstück, zweifellos. Das gilt sowohl für die Lage zu Füßen von Schloss Neuschwanstein als auch für die Architektur, die dem Festspielhaus in Bayreuth nachempfunden ist. Aber ansonsten ist in dem Theaterpalast am Forggensee-Ufer seit seiner Eröffnung anno 2000 fast alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte.

Und ausgerechnet jetzt, da ein neuer Hoffnungsschimmer am Horizont zu erahnen ist, versendet der vielleicht hübscheste Problembau des Freistaats eine neue Hiobsbotschaft, die alle bisherigen Hiobsbotschaften übertrumpft: Der Betreiber des Festspielhauses hat vor dem Amtsgericht Kempten Insolvenz angemeldet.

Für alle Kini-Fans und Hoteliers aus der Region gibt es aber auch eine positive Nachricht: Das Musical Ludwig², dessen Premiere im Festspielhaus für 11. August geplant ist, wird trotzdem gezeigt. "Ludwig² ist nicht in Gefahr", teilt eine Sprecherin des Festspielhauses im Auftrag des Insolvenzverwalters mit. Bislang waren immer nur die Musicals nacheinander baden gegangen, nachdem sie das Leben und Sterben des bayerischen Königs Ludwig II. gezeigt hatten.

Die erste Produktion hatte im April 2000 Premiere. Damals fuhr die geballte Prominenz aus Funk, Fernsehen und Politik vor, um den Kini in dem großen Wasserbecken auf der Bühne untergehen zu sehen. Wenig später ging das Musical selbst unter.

Und auch ein zweiter Anlauf endete in der Kanzlei des Münchner Insolvenzverwalters Marco Liebler. Der 52-jährige Fachanwalt für Insolvenzrecht darf nun auch die Musiktheater Füssen Besitz GmbH & Co. KG. abwickeln. Liebler teilt mit, dass alle bis Anfang September im Festspielhaus und im Barockgarten geplanten Vorstellungen über die Bühne gehen werden. Auch die Auftritte von Rapper Cro und Sarah Connor sollen stattfinden.

Der Ticketverkauf läuft gut

Das freut vor allem Benjamin Sahler, also jenen Mann, der derzeit den vierten Versuch wagt, ein Ludwig-Musical ohne rote Zahlen auf die Bühne zu bringen. Der dritte Anlauf in der Bigbox-Halle in Kempten war ebenfalls gescheitert. "Es gibt überhaupt keine Zweifel, dass Ludwig gespielt wird. Wir haben die schriftliche Zusage", sagt Benjamin Sahler.

Er hat seinem Projekt den sinnigen Untertitel "Der König kommt zurück" gegeben. Sahler: "Die Stadt, der Bürgermeister - alle wollen um jeden Preis das Musical haben." Schon jetzt seien knapp 50 Prozent der Karten verkauft. "Das ist wesentlich mehr, als die Produktionsgesellschaft sich erhofft hat. Der Ticketverkauf läuft wie verrückt."

Nach Angaben von Insolvenzverwalter Liebler werde nun ein Investor gesucht, der das Theatergebäude und den Geschäftsbetrieb übernehme und weiterführe. "Interessenten sind bereits vorhanden", sagt Liebler. Gespräche würden in der kommenden Woche geführt.

"Dass ausgerechnet vier Wochen vor der Premiere das Geld ausgeht, ist natürlich eine unglaubliche Geschichte", sagt Regisseur Sahler. Er betont, dass die Produktion des Musicals nichts mit dem Betrieb des Festspielhauses zu tun habe. Ansonsten schwärmt Sahler von dem eigens für das Ludwig-Musical gebaute Festspielhaus: "Es ist eines der schönsten Theater der Welt."

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