Kühe auf der Flucht:Yvonne auf fränkisch

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Ganz Deutschland sucht fieberhaft die ausgebüxte Kuh Yvonne. Im Spessart sind gleich vier Kühe und vier Kälber auf der Flucht - doch die dortige Polizei lässt das bislang kalt.

Olaf Przybilla

Hinduisten haben sich noch nicht gemeldet bei Roland Dölger, irgendwie scheint der Fokus der Hinduisten in diesen Tagen auf einen anderen Spielort konzentriert. Sogar die internationale Presse bleibt ihm erspart, aber Dölger will das gar nicht zu laut sagen, man kann bei solchen Sachen nie sicher sein. Dölger, das muss man dazu wissen, ist stellvertretender Chef der Polizeiinspektion in Alzenau, und bevor er nun über den Fall "Yvonne in achtfacher Ausführung" Rede und Antwort steht, gibt er vorsorglich zu bedenken, dass er "die Einsatzkräfte der Inspektion eher für andere Dinge" benötige.

Seit Wochen ist Yvonne auf der Flucht. Am Sonntag wurde sie aus der Ferne auf einem Feld  bei Zangberg gesichtet. (Foto: dpa)

Das ist gut und richtig, würde aber - wenn es dumm läuft - vermutlich auf wenig Gegenliebe indischer Reporter stoßen. Um es kurz zu machen: Im Spessart, in der Nähe der Inspektion Alzenau, und um genau zu sein irgendwo zwischen Kleinkahl und Mensengesäß, treibt sich gerade nicht nur eine entlaufene Kuh in freier Natur herum wie in Oberbayern. Im Spessart sind es gleich deren acht.

Die Hintergründe der Flucht liegen derzeit noch völlig im Dunkeln, klar sind bislang nur einige dürre Fakten. Bei der fränkischen Spielart eines Ausbruchs der Rindviecher handelt es sich offenbar um eine gemeinschaftliche Tat. Ausgebrochen sind nach heutigem Stand vier Kühe, drei davon werden als "beigefarben" beschrieben, bei der vierten soll ein Stich ins "Rötliche" festgestellt worden sein. Auffallend ist das Analogon in zweiter Generation, denn mit den vier Kühen sind auch noch vier Kälber geflohen, und auch diese werden als "beigefarben" (drei) respektive "rötlich" (eines) beschrieben. Überdies war im Spessart für kurze Zeit ein Rind entlaufen.

Als Zeitpunkt des gemeinsamen Ausbruchs gehen die Ermittler momentan vom 18. August 2011 aus, die näheren Umstände - etwa ob die Tiere vor dem drohenden Metzger flüchteten wie angeblich ihre oberbayerische Artgenossin - sind nicht bekannt. Sicher ist nur, dass die Kühe von einem Hof in der Gemeinde Schöllkrippen geflohen sind und dass der Bulle am Samstag zum Bauer zurückgekehrt ist, nach drei Tagen. Die Kühe dagegen sind weiterhin flüchtig - und mit ihnen die Kälber.

Yvonne hat ein Recht zu leben", klagen Hindu-Vertreter derzeit ein, und sollten solche Forderungen auch auf Roland Sölger zukommen, hat die Inspektion in Alzenau bereits argumentativ vorgesorgt. "Wir setzen hier keine Hundertschaften ein", sagt Sölger, "und sind strenggenommen gar nicht zuständig." Für die Viecher sind die Gemeinde und der Bauer zuständig, ein Tierarzt mit Betäubungsmittel steht ihnen schon zur Seite, wie bei Yvonne.

Zuständig ist die Polizei nur für die Kontrolle neuer Verkehrsregeln bei Schöllkrippen: Dort darf man derzeit nicht schneller als 50 fahren.

© SZ vom 26.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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