Krün:Pläne für Chaletdorf: Grüne wittern Skandal in Elmau

Hotel Schloß Elmau, 2014

Pompöser Anblick, traumhafter Ausblick: Letzteres will Schlossherr Müller-Elmau ausnutzen und unweit des Hotels noch ein Chaletdorf errichten.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Dietmar Müller-Elmau will wenige Hundert Meter von seinem Schloss entfernt ein Chaletdorf bauen.
  • Die Grünen im Landtag hegen den Verdacht, es könne ein schmutziges Geschäft zwischen Schlossherr und Staatsregierung dahinterstecken.
  • Die Gemeinde Krün will sich mit dem Vorhaben befassen - das tut sie allerdings schon seit Jahren.

Von Matthias Köpf, Krün

In Elmau scheint die Welt sehr in Ordnung zu sein, und das mag einer der Gründe gewesen sein, warum man den G-7-Gipfel vor einem guten Jahr genau dort veranstaltet hat: um möglichst auch den Rest der Welt in Ordnung zu bringen. Die sichtbarsten Spuren des Gipfels sind jene vor der berühmten Obama-Bank, auf der sich jetzt jeder niedersetzen und ebenfalls fotografieren lassen will, weshalb sich genau vor dem damaligen Sitzplatz des Präsidenten ein kleines Schlammloch gebildet hat.

Denn viel geregnet hat es zuletzt auch in Elmau, wo jeder Donnerschlag eindrucksvoll von den Bergwänden widerhallt. Auch das Echo auf eine Kritik der Grünen am jüngsten Bauprojekt von Schlossherr Dietmar Müller-Elmau war in dem Ort entsprechend groß. An den Plänen für das nur wenige Hundert Meter vom Schloss entfernte Chaletdorf hat das bisher aber nichts geändert.

Für diese Pläne wirbt Müller-Elmau schon seit lange vor dem Gipfel. Auf den bisherigen Entwürfen sind anstelle des ehemaligen Gasthofs "Alpengut Elmau" sowie einer Handvoll Wohnhäuser und eines Wirtschaftsgebäudes ein neues Gasthaus mit Biergarten und elf in einem weiten Bogen um einen Teich gruppierte zweigeschossige Chalets zu sehen. Der Bogen öffnet sich zum Bergpanorama und zu einer denkmalgeschützten Kapelle, vor der derzeit eine kleine Herde ausschließlich schwarzer Schafe grast.

Der Gemeinderat in Krün befasse sich schon seit dem Jahr 2013 mit dem Vorhaben und habe schon lang vor dem G-7-Gipfel verschiedene Varianten diskutiert, sagt Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU). Dass es im Elmauer Tal wieder ein öffentlich zugängliches Gasthaus geben soll, sei beispielsweise ein ausdrücklicher Wunsch der Gemeinde gewesen, die sich mit der Aufstellung eines "vorhabenbezogenen Bebauungsplans" ihren Einfluss bewahre und sicherstelle, dass an der Stelle nur genau das und nicht später irgend etwas anderes entstehen könne. Im Detail habe sich der Gemeinderat aber schon länger nicht mehr mit dem Thema befasst.

Das tat stattdessen der Landtag, wo die Grünen-Abgeordnete Claudia Stamm eine Anfrage zu dem Vorhaben gestellt hatte. Denn sie und ihre Parteifreundin im Garmischer Kreistag, Tessy Lödermann, hegen den Verdacht, dass Müller-Elmau mit einer Genehmigung der Chalets nachträglich noch einmal für die Ausrichtung des Gipfels belohnt werden soll.

Müller-Elmau hat das Finanzierungskonzept geändert

Anhaltspunkt für diesen Verdacht ist das Verhalten der Regierung von Oberbayern. Die ist als Behörde an dem Planverfahren beteiligt und hat schon einmal in aller Form die Meinung vertreten, dass das Chaletdorf ein Beherbergungsbetrieb ist, weshalb eine entsprechende Ausnahme-Klausel im Landesentwicklungsprogramm (LEP) gilt und die Neubauten also auch abseits von bereits bebautem Gebiet entstehen dürfen.

Allerdings hat Bauherr Müller-Elmau im vergangenen Jahr sein Finanzierungskonzept geändert und will die einzelnen Chalets nun lieber ganz an zahlungskräftige Kunden verkaufen und sie nur dann über sein Schlosshotel an Gäste vermieten, wenn die Eigentümer selbst nicht da sind. Der Regierung kamen daraufhin Zweifel an der eigenen Einschätzung.

Sie fragte bei Markus Söders Heimatministerium nach, ob das Projekt dann immer noch als Beherbergungsbetrieb im Sinne der touristischen Ausnahme vom sogenannten Anbindegebot im LEP gelten müsse, was das Ministerium vor wenigen Wochen bejaht hat.

Grüne vermuten ein schmutziges Geschäft

Dahinter könnte ein schmutziges Geschäft zwischen Müller-Elmau und der Staatsregierung stecken, mutmaßen seither die Grünen. Den Bürgermeister Schwarzenberger empören diese Vorwürfe. Das Verfahren führe schließlich die Gemeinde Krün, und bei der hätten sich die Grünen nicht erkundigt. Da gehe es also offenbar nicht um die Sache, sondern nur um Aufmerksamkeit, schimpft Schwarzenberger. Die Gemeinde werde ihr Verfahren jedenfalls unbeeindruckt weiterführen. Ganz alleine ist sie beim Planen allerdings nicht.

Denn hier kann auch das Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen mitreden, und das hat an seiner kritischen Haltung gegenüber dem Bauvorhaben auf einer ungeschützten Fläche inmitten eine Naturschutzgebiets bisher keinen großen Hehl gemacht.

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