Kritik an Glaubensgemeinschaft:Neue Ermittlungen gegen "Zwölf Stämme"

Klosterzimmern

Trügerische Idylle? Die Glaubensgemeinschaft der "Zwölf Stämme" lebt in Klosterzimmern bei Deiningen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Erst holt die Polizei 40 Kinder aus dem Kreis der Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme". Nun leitet die Staatsanwaltschaft Augsburg ein neues Ermittlungsverfahren gegen einzelne Mitglieder ein. Die Polizisten sind bei ihrem Einsatz auf Ruten und einen verdächtigen Raum gestoßen.

Von Stefan Mayr

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat ein neues Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme" aus Klosterzimmern (Kreis Donau-Ries) eingeleitet. Der Verdacht richtet sich "gegen Unbekannt" und lautet auf Misshandlung von Schutzbefohlenen, gefährliche Körperverletzung und Verletzung der Aufsichts- und Fürsorgepflicht.

Am Donnerstag hatten die Behörden in Klosterzimmern und Wörnitz (Kreis Ansbach) 40 Kinder der urchristlichen Gruppierung in Obhut genommen und auf Pflegefamilien und Kinderheime verteilt. Diese Maßnahme hatten die Familiengerichte in Nördlingen und Ansbach per einstweiligem Beschluss angeordnet, weil sie den Eltern "körperliche Züchtigungen und seelische Misshandlungen" vorwerfen.

Wegen ähnlicher Verdachtsmomente hatte die Staatsanwaltschaft schon einmal gegen vier Männer und eine Frau der "Zwölf Stämme" ermittelt. Weil keine Einzeltaten nachweisbar waren, wurde dieses Verfahren Mitte August eingestellt. Daraufhin meldeten sich beim Familiengericht Nördlingen neue Zeugen mit neuen konkreten Vorwürfen.

Nach Angaben der Ermittler wurden am Donnerstag in Klosterzimmern Ruten sichergestellt, mit denen Kinder geschlagen worden sein können. "Zudem gibt es Räume, in denen Züchtigungen erfolgt sein könnten", sagt Behördensprecher Christian Engelsberger. Die Polizei nahm am Donnerstag die Personalien der anwesenen Erwachsenen auf, sie müssen mit Vernehmungen rechnen.

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