Kriminalitätsstatistik:"In Bayern leben heißt sicherer leben"

Bayerns Innenminister stellt Kriminalstatistik 2016 vor

Zu den wichtigen Aufgaben des Staates gehöre es dafür zu sorgen, "dass wir Schutz für die Schutzsuchenden bieten - nicht dass sie bei uns noch mal Opfer werden", betonte Innenminister Joachim Herrmann.

(Foto: dpa)
  • Die Zahl der Straftaten in Bayern ist leicht gestiegen, wie die aktuelle Kriminalstatistik zeigt.
  • Insgesamt wurden 2016 in Bayern 882 473 Straftaten begangen. In dieser Zahl sind auch mehr als 250 000 sogenannte ausländerrechtliche Verstöße enthalten.
  • Zugenommen haben vor allem Körperverletzungen, Rauschgiftdelikte, Straftaten im Internet sowie Urkundenfälschungen. Bei Raub und Diebstählen gingen die Zahlen zurück.

Von Wolfgang Wittl

Die Zahl der Straftaten in Bayern hat zwar leicht zugenommen, dennoch bleibt der Freistaat aus Sicht von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) das wohl sicherste Bundesland in Deutschland. Trotz wachsender Herausforderungen durch islamistische Terrorgefahren, durch die hohe Zahl an Zuwanderern und die Belastung für die Polizei habe Bayern sein hohes Sicherheitsniveau gehalten, sagte Herrmann am Montag bei der Präsentation der Kriminalstatistik.

Insgesamt wurden 2016 in Bayern 882 473 Straftaten begangen - ein absoluter Höchststand in den vergangenen zehn Jahren. Allerdings sind darin auch mehr als 250 000 sogenannte ausländerrechtliche Verstöße enthalten. Ohne solche Delikte - dazu zählen etwa illegale Einreisen oder Verstöße gegen die Residenzpflicht - stieg die Zahl um 3,3 Prozent auf 614 520 Straftaten. Die Aufklärungsquote verbesserte sich leicht auf 63,7 Prozent.

Zugenommen haben insbesondere Körperverletzungen, Rauschgiftdelikte, Straftaten im Internet sowie Urkundenfälschungen. Bei Raub und Diebstählen gingen die Zahlen zurück. Den hohen Anstieg um fast 20 Prozent bei der Rauschgiftkriminalität führte Herrmann vor allem auf verstärkte Kontrollen zurück: "Je mehr kontrolliert wird, desto mehr werden auch erwischt." Trotzdem verzeichnet die Statistik mit 321 Drogentoten wieder eine leichte Zunahme, vor allem künstliche Drogen werden mehr und mehr zum Problem.

Gestiegen ist auch die Zahl der vorsätzlichen Tötungen um 61 auf 431 Fälle, darunter allein neun Morde und acht versuchte Tötungen beim Amoklauf im Juli in München. Die Chance für Täter, bei Morden unerkannt davonzukommen, bezeichnete Herrmann mit Blick auf fast 95 Prozent Aufklärungsquote als "sehr, sehr gering". Ungleich schlechter liegt die Rate der Ermittler bei Einbrüchen. Von 7470 Fällen wurde nicht einmal jeder fünfte aufgeklärt. Herrmann forderte erneut, dass der Wohnungseinbruchsdiebstahl mit mindestens einem Jahr Haft bestraft werden müsse, um mögliche Täter abzuschrecken.

Während die Zahl der Tatverdächtigen mit deutscher Herkunft nahezu konstant geblieben ist (180 000), hat sie bei Personen anderer Nationalitäten um fast 15 Prozent zugenommen (94 600). "Wir haben eine deutliche Zunahme bei den Straftaten von Zuwanderern", sagte Herrmann. Das liege jedoch auch daran, dass die Zahl der Flüchtlinge insgesamt massiv gestiegen sei. Allein in Asylbewerberunterkünften seien mehr als doppelt so viele Straftaten (12 300) begangen worden wie im Jahr zuvor, vor allem durch Körperverletzungen, Diebstähle und Sachbeschädigungen.

Oft wenden Zuwanderer auch untereinander Gewalt an. Zu den wichtigen Aufgaben des Staates gehöre es dafür zu sorgen, "dass wir Schutz für die Schutzsuchenden bieten - nicht dass sie bei uns noch mal Opfer werden", betonte Herrmann. Überhaupt warb der Innenminister für eine differenzierte Sichtweise. Es dürfe einerseits keinen Generalverdacht gegen Flüchtlinge geben, man müsse andererseits aber auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ernst nehmen und dürfe Gefahren nicht ignorieren oder totschweigen.

Überdurchschnittlich gestiegen sind die Straftaten in München und Oberbayern, auch die Polizeipräsidien in Ober- und Unterfranken sowie in Niederbayern verzeichneten eine leichte Zunahme. In Schwaben, Mittelfranken und in der Oberpfalz gingen sie leicht zurück. Bei den Großstädten legten neben München nur Ingolstadt und Würzburg zu, in Nürnberg, Erlangen, Augsburg und Fürth nahm die Kriminalität ab - in Regensburg sogar um gut acht Prozent.

Er könne daher mit Stolz weiterhin sagen: "In Bayern leben, heißt sicherer leben", sagte Herrmann. Obwohl noch nicht alle Statistiken vorlägen, zeichne sich ab, dass der Freistaat seine Spitzenposition in Deutschland gehalten habe - im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen etwa mit einer 70 Prozent geringeren Kriminalitätsbelastung.

Für Katharina Schulze, die Fraktionssprecherin der Landtags-Grünen, zeigen die Zahlen vor allem eines: "Auch wenn sich die CSU noch so viel Mühe gibt, es herbeizuschreien. Bayern ist nicht so unsicher geworden, wie es die Muskelspiele der CSU in Sachen Sicherheit gerne nahelegen wollen." Peter Paul Gantzer, der sicherheitspolitische Sprecher der SPD, nannte die niedrige Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen und die gestiegene Zahl der Drogentoten "beunruhigend", die Drogenpolitik der Staatsregierung sei gescheitert.

Einig war sich die Opposition mit dem Innenminister im Dank an die Polizisten, die weit über die Grenzen der Belastung hinaus arbeiteten. Die gute Sicherheitslage werde auf dem Rücken der Polizei ausgetragen, sagte Gantzer mit Verweis auf zwei Millionen Überstunden. Herrmann sprach von einem "großartigen Berufsethos". Zu den 42 000 Stellen - Höchststand in Bayern - sollen in den kommenden vier Jahren weitere 2000 hinzukommen.

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