Kriminalität:Bayerns Feuerwehrwachen leiden unter Diebstählen

  • Von 2011 bis 2015 waren die Feuerwehren in Unterfranken, Schwaben und der Oberpfalz besonders betroffen.
  • Die gestohlenen Werkzeuge der Einsatzkräfte werden offenbar auch für weitere Einbrüche benutzt.
  • Im deutschlandweiten Vergleich haben Bayerns Feuerwehren aber noch relativ wenig Fälle zu beklagen.

Von Dietrich Mittler

Im schwäbischen Waltershofen trieben es die Einbrecher vor gut drei Monaten besonders dreist. Zunächst drangen sie über ein eingeschlagenes Fenster in das Feuerwehrgebäude ein, besorgten sich dort eine Leiter, mit der sie schließlich zum höher gelegenen Vereinsheim und damit zum Tresor gelangten. Die Täter fackelten nicht lange, wuchteten den Geldschrank heraus und warfen ihn aus dem Fenster. Dann eilten sie mit ihrer schweren Beute davon - Inhalt: "ein mittlerer dreistelliger Betrag", wie die Polizei mitteilte. Der Sachschaden liegt bei mehr als 5000 Euro, und das schmerzte die Feuerwehrleute fast noch mehr.

Der Einbruch in Waltershofen im Kreis Augsburg ist kein Einzelfall. Wie der SPD-Abgeordnete Stefan Schuster auf Anfrage erfuhr, haben Kriminelle in den vergangenen fünf Jahren aus bayerischen Feuerwehrhäusern Beute im Wert von mehr als 400 000 Euro mitgehen lassen. Am meisten geschädigt wurden demnach im Abfrage-Zeitraum von 2011 bis 2015 die Feuerwehren in Unterfranken (Beute 135 000 Euro), in Schwaben (120 000 Euro) sowie in der Oberpfalz (67 000 Euro). Und die Serie setzt sich fort: Fürther Kriminalbeamte ermitteln derzeit immer noch gegen bislang unbekannte Täter, die im Frühjahr aus einem Feuerwehrhaus in Roßtal Gegenstände im Wert von mehreren zehntausend Euro hatten mitgehen lassen - darunter hochwertiges Werkzeug, das für Rettungseinsätze dringend gebraucht wird.

Neben Bargeld scheint die technische Ausstattung der Brandbekämpfer überhaupt einen großen Reiz auf Diebe auszuüben. Aber auch Laptops gehören immer wieder zur Beute. Die schweren Gerätschaften, so die Erfahrung der Ermittler, verkaufen die Einbrecher oft entweder mit hohem Gewinn ins Ausland - oder sie nutzen sie gleich selbst für weitere Straftaten. Im unterfränkischen Aidhausen etwa war 2012 ein sogenannter Rettungsspreizer entwendet worden, der nach schweren Unfällen zum Bergen eingeklemmter Autoinsassen gebraucht wird. Wie die Polizei herausfand, versuchten die zwei Diebe später, "hiermit einen Bankautomaten zu öffnen", so erfuhr Stefan Schuster auf Anfrage.

"Geschafft haben es die Täter aber nicht - und gefasst wurden sie auch noch", sagt der feuerwehrpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion erleichtert. Schuster war vor seiner Abgeordnetenzeit Feuerwehrmann von Beruf. Daher freut es ihn auch, dass sich die Einbrecher offenbar als Dilettanten erwiesen hatten. Kriminelle, so teilte das Innenministerium mit, bedienten sich zum Aufbruch von Geldautomaten zwar auch immer wieder der "Spreiztechnik", aber diese Gerätschaften kämen "häufig aus dem industriellen Bereich".

"Verdammte Mistkerle"

Die Wut unter den Feuerwehrleuten über die ungebetenen Eindringlinge ist indes groß. "Verdammte Mistkerle", machte sich etwa ein Leser des Feuerwehr Magazin Luft. Hier werde die Arbeit freiwilliger Lebensretter mit Füßen getreten. Schuster kann solche Wutausbrüche gut verstehen. "Man schadet unseren Helfern, und im schlimmsten Fall bringt man Feuerwehrleute und Betroffene in Gefahr, wenn beim Einsatz plötzlich etwas fehlt", sagt er. Überhaupt, es sei "einfach dämlich, die Feuerwehr zu beklauen."

Alles in allem aber hat Schuster das Ergebnis seiner Landtagsanfrage erleichtert: Insgesamt seien Bayerns Wehren mit 156 schweren Diebstahlsdelikten von 2011 bis 2015 noch relativ gut davongekommen. "Es freut mich, dass sich unsere Feuerwehrleute doch eher selten mit solchen Fällen herumschlagen müssen", sagte er. Freilich aber sei jeder Fall letztlich doch einer zu viel.

Wie sehr aber den Brandschützern das Thema unter den Nägeln brennt, zeigt ein Dossier des Feuerwehr Magazin, das sich Interessierte für wenig Geld im Internet herunterladen können. Es widmet sich allein dem Thema "Einbruchschutz". Eine Karikatur auf dem Titelblatt geht das Thema zwar heiter an - mit einer Feuerwache, die wie eine mittelalterliche Burg von einem Wassergraben umringt ist, in dem Haifische ihre Kreise ziehen. Doch der Alltag sieht anders aus, wie Uwe Peetz, der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands Bayern, sagt: "Sollen wir etwa die Geräteräume und unsere Löschfahrzeuge absperren? Im Einsatzfall können wir doch nicht warten, bis einer mit dem Schlüssel daherkommt."

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