Kratzers Wortschatz:Valentinstag oder Walen-Dienstag?

Am Valentinstag spielen nicht nur die Verliebten verrückt, auch viele Hörfunkredakteure sind damisch.

Valentin

Der Valentinstag (14. Februar) gilt als Tag der Liebenden, gerne werden Blumen verschenkt. Aber nicht nur Verliebte und Floristen neigen an diesem Tag zum Ausflippen, sondern auch die Moderatoren in den Fernseh- und Hörfunkstudios. Leider klingen deren Schwärmereien allzu schräg: Selbst beim Bayerischen Rundfunk und beim ORF wird der Name Valentin total vermurkst. In Bayern und in Österreich wird der Name Valentin traditionell mit F ausgesprochen: Falentin! Im Medienbetrieb hat sich nun aber die Aussprache Walentin (Walntin) durchgesetzt, was überhaupt nicht zu diesem Namen passt. Walntin ist eine Beleidigung für die Ohren. Es kommt noch schlimmer. Immer mehr Schulkindern ist der Name Valentin fremd. Erschreckend viele faselten heuer vom Walen-Dienstag. Gut, dass der Volkssänger Karl Valentin (1882-1948) dieses Elend nicht mehr erleben muss. Er hätte seinen Namen niemals mit W ausgesprochen. Man sage ja auch nicht Water für Vater oder Weilchen für Veilchen, sagte er. Im Volksglauben gilt der Valentinstag als ein Tag, an dem manches auf den Boden fällt: "Ich glaub, heut ist Fallentin!", heißt es dann, analog zur Lautgleichheit von fallen und Fallentin. Nicht umsonst ist der heilige Valentin der Patron gegen die Fallsucht respektive Wallsucht.

damisch

Am Sonntag stand München im Zeichen des Faschingszugs der Damischen Ritter. Dieses gedämpfte Schimpfwort ist unter anderem zu hören in dem Film "Die Jugendstreiche des Knaben Karl" aus dem Jahr 1977, in dem der Gerichtsvollzieher als damischer Ritter gescholten wird. Das Adjektiv damisch (das a wird dabei hell gesprochen) steht für dumm und dämlich oder auch für schwindlig. Liesl Karlstadt schrieb einst in ein Gästebuch unter den unleserlichen Eintrag von Karl Valentin: "Ich bin nicht ganz so damisch wie er, / drum schreib ich etwas deutlicher." In Bayern wird damisch oft verknüpft mit dem Schimpfwort Depp: "Depp, damischer!" Der Sprachwissenschaftler Hans Ulrich Schmid vermutet den Ursprung im mittelhochdeutschen Wort toum (Nebel, Rauch), auch wegen des typischen Wandels von ou zum bairischen a vor dem Konsonanten m. Die Urbedeutung von damisch ist demnach: benebelt.

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