Kommunalwahlen in Bayern:Favoriten triumphieren in Franken

Die SPD verteidigt ihre OB-Posten in Aschaffenburg und Bamberg, in Hof gewinnt der Amtsinhaber von der CSU - und die Landsberger schicken ihren Rathauschef nach Hause. In einer unterfränkischen Gemeinde dürfte demnächst der jüngste Bürgermeister Bayerns regieren.

Katja Auer, Heiner Effern, Stefan Mayr, Olaf Przybilla und Wolfgang Wittl

Bei den Oberbürgermeisterwahlen in Franken sind drei von vier amtierenden Rathauschefs im ersten Wahlgang bestätigt worden. In Aschaffenburg, Bamberg und Hof setzten sich jeweils die Amtsinhaber durch - lediglich in Bayreuth muss Rathauschef Michael Hof (CSU) in zwei Wochen in die Stichwahl.

Den deutlichsten Sieg errang Klaus Herzog (SPD), der OB von Aschaffenburg, der sich mit mehr als 80 Prozent durchsetzte. Ebenfalls bestätigt wurden Bambergs OB Andreas Starke (SPD) mit 54,9 Prozent und Hofs OB Harald Fichtner (CSU) mit 56,4 Prozent.

[] Aschaffenburg

In Aschaffenburg setzte sich Amtsinhaber Klaus Herzog (SPD) noch klarer durch, als das selbst Parteifreunde erwartet hatten. Zwar blieb der 60-Jährige mit 80,1 Prozent deutlich hinter dem Ergebnis zurück, das er vor sechs Jahren erreicht hatte. Doch die damals mehr als 89 Prozent hatte er gegen einen Gegenkandidaten einer Splittergruppe erreicht.

Diesmal hatte - im Gegensatz zu 2006 - die CSU einen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt, den 46 Jahren alten Juristen und Landtagsabgeordneten Winfried Bausback. Dieser aber blieb mit 19,9 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Herzog wurde zum dritten Mal zum OB gewählt. Am Ende seiner letzten Amtsperiode wird er 69 Jahre sein.

[] Bamberg

In Bamberg setzte sich Andreas Starke (SPD) mit 54,9 Prozent gegen Gerhard Seitz von der CSU (27,4) und Wolfgang Grader von den Grünen (17,7) durch. Starke amtiert als erster SPD-Oberbürgermeister der Domstadt seit sechs Jahren. Jahrzehntelang hatte die CSU die Oberbürgermeister gestellt oder sie wenigstens unterstützt.

2006 hatte sich Starke in der Stichwahl mit 71,7 Prozent gegen Peter Neller von der CSU durchgesetzt, der nur 28,2 Prozent holte. Eine Niederlage, von der sich die CSU in der Domstadt seither nur schwer erholt hat. Der parteifreie Pathologe Gerhard Seitz hat das nun nicht ändern können. Allerdings ging nicht einmal die Hälfte der Bamberger zur Wahl - die Beteiligung lag bei 47,3 Prozent.

[] Hof

Auch in Hof siegte der Amtsinhaber. Harald Fichtner (CSU) setzte sich im ersten Wahlgang mit 56,4 Prozent gegen vier Mitbewerber durch. Vor allem die Tochter des früheren Hofer Oberbürgermeister Dieter Döhla, Eva Döhla (SPD), hatte sich Hoffnungen gemacht, in die Stichwahl zu kommen.

Die 39-Jährige, die bislang nicht dem Stadtrat angehört, landete mit 32,2 Prozent zwar deutlich vor der Drittplatzierten Gudrun Bruns von den Freien Aktiven Bürgern (FAB), die nur auf 7,4 Prozent kam. Bruns waren größere Chancen eingeräumt worden, sie gilt als profilierte Kommunalpolitikerin. Eine Stichwahl verfehlten beide Kandidatinnen deutlich.

[] Bayreuth

In Bayreuth muss Oberbürgermeister Michael Hohl mit 43,7 Prozent der Stimmen in die Stichwahl gegen Brigitte Merk-Erbe, die Bewerberin der "Bayreuther Gemeinschaft", die 38,3 Prozent erreichte. Das ist eine herbe Niederlage für Hohl, der sich die Wiederwahl im ersten Wahlgang zum Ziel gesetzt hatte. Merk-Erbe hatte Hohl in der Stichwahl vor sechs Jahren noch unterstützt. Damals hatte er als erster CSU-Oberbürgermeister die Ära der SPD in der Stadt beendet hatte.

Hohl siegte 2006 in der Stichwahl mit 57,3 Prozent gegen SPD-Mann Ulrich Pfeifer. Die SPD-Bewerberin Christa Müller-Feuerstein erreichte am Sonntag 10,3 Prozent, Stefan Schlags von den Grünen kam auf 7,7 Prozent.

[] Landsberg am Lech

Die Bürger von Landsberg am Lech haben ihrem Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) nach der sogenannten Derivate-Affäre eine heftige Niederlage zugefügt: Nur 24,95 Prozent der Wähler stimmten für den Amtsinhaber, damit ist er bereits nach dem ersten Wahlgang aus dem Rennen. In die Stichwahl schafften es Mathias Neuner (CSU) mit 34,62 Prozent der Stimmen und Ludwig Hartmann (Grüne) mit 30,93 Prozent. Der erste bayerische Oberbürgermeister-Kandidat der Piratenpartei, Eric Lembeck, landete mit 7,58 Prozent auf Rang vier.

Chancenlos war Andreas Tillmann von der FDP (1,91 Prozent). In der Stichwahl könnte es für einen Sieg der Grünen reichen. Denn die Piraten-Wähler werden ihr Kreuzchen wahrscheinlich eher beim Grünen-Landtagsabgeordneten Hartmann machen als bei CSU-Mann Neuner. Zudem ist offen, für wen die Wähler des SPD-Kandidaten Lehmann im zweiten Wahlgang stimmen werden. 21000 Wähler waren aufgerufen, die Wahlbeteiligung lag bei 54 Prozent.

[] Eichstätt

18 Jahre hat Arnulf Neumeyer (SPD) in Eichstätt regiert - wer seine Nachfolge antreten würde, wagte niemand vorherzusagen. Daher überrascht es auch niemanden, dass die Entscheidung über den kommenden Oberbürgermeister in einer Stichwahl fällt: Andreas Steppberger (Freie Wähler/43,2 Prozent) und Walter Eisenhart (CSU/27,8) bewerben sich in zwei Wochen erneut um die achtjährige Amtszeit in der 14.000 Einwohner großen Bischofs- und Universitätsstadt.

Eisenhart, der Freund Horst Seehofers, wird für den Einzug ins Rathaus allerdings alle Kräfte mobilisieren müssen. Denn am Sonntag favorisierten die Eichstätter den Kandidaten, der sich am meisten abhebt: Der 34-jährige Rechtsanwalt Steppberger ist nicht nur der jüngste, sondern auch der einzige Bewerber, der bisher nicht in Eichstätt wohnte. Ihm trauen die Wähler offenbar am ehesten den Neubeginn zu.

Max Pfuhler (SPD/14,9), Manuela Knipp-Lillich (Grüne/8,2) und Beate Hueber (Wählergruppe Hueber/5,9) waren abgeschlagen.

[] Bad Reichenhall

Der amtierende Bad Reichenhaller Oberbürgermeister Herbert Lackner (CSU) hat die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang knapp verpasst. Er erreichte 48,2Prozent der Stimmen. Sein Gegner am 25.März wird überraschend der parteilose Bundeswehr-Oberst Manfred Hofmeister sein, der für die Grünen antritt. Er holte 18,2 Prozent und setzte sich damit im Rennen um Platz zwei gegen Martin Knabenreich (Freie Wähler, 16,3 Prozent), die Landtagsabgeordnete Adelheid Rupp (SPD, 12,8 Prozent) und Wolfgang Britzl (Piraten, 4,5 Prozent) durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 51,1 Prozent.

Lackner erzielte fast genau das gleiche Ergebnis wie beim ersten Wahlgang im März 2006. In der Stichwahl setzte er sich damals gegen den amtierenden OB Wolfgang Heitmeier (Freie Wähler) mit 53,1 Prozent der Stimmen durch. Die Wahlen 2006 standen noch sehr stark unter dem Eindruck Eishallen-Katastrophe vom 2.Januar 2006. Beim Einsturz des Dachs waren 15 Menschen ums Leben gekommen.

[] Rothenburg ob der Tauber

Im bekannten Touristenort Rothenburg ob der Tauber war die Kommunalwahl eine reine Formalie: Walter Hartl bleibt Oberbürgermeister - der 55-Jährige von der Wählergemeinschaft "Für Rothenburg" war am Sonntag der einzige Kandidat. Er kam auf 90,2 Prozent der Stimmen. In der Großen Kreisstadt in Mittelfranken waren knapp 9000 Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen, die Wahlbeteiligung lag laut Stadtverwaltung bei 44,6 Prozent.

[] Schonungen

In Unterfranken dürfte demnächst der jüngste Bürgermeister Bayerns regieren. Der 25 Jahre alte Stefan Rottmann (SPD) setzte sich in der Gemeinde Schonungen gegen seinen 62 Jahre alten Konkurrenten Martin Oßwald (CSU) durch. Das Ergebnis war aber so knapp, dass Rottmann noch nicht mit letzter Sicherheit als gewählt gelten darf - denn beide Bewerber kamen am Ende auf 50 Prozent Zustimmung.

In der ersten Auszählung bekam der SPD-Mann mit 2335 Stimmen genau drei Stimmen mehr als sein CSU-Gegenkandidat. Würde das Ergebnis auch einer zweiten Zählung standhalten, könnte die Gemeinde demnächst auf zwei Superlative verweisen. Zum einen wäre Rottmann der jüngste hauptberufliche Rathauschef in Deutschland.

Der andere Superlativ ist weniger erfreulich: Die Gemeinde Schonungen kämpft seit Jahren mit dem größten Altlastenfall Bayerns auf einem Areal, auf dem früher Farben produziert wurden. Wegen gesundheitlicher Probleme war der bislang amtierende Bürgermeister Kilian Hartmann (CSU) nach 18 Jahren nicht mehr angetreten.

[] Landkreis Ansbach

Im Landkreis Ansbach hat Jürgen Ludwig die besten Chancen, neuer Landrat zu werden. Der CSU-Vorsitzende aus Dinkelsbühl erreichte im ersten Wahlgang am Sonntag 38,7 Prozent der Stimmen. Gegen ihn tritt in der Stichwahl in zwei Wochen Kurt Unger von der SPD an, der bisherige Vize-Landrat. Er kam auf 20,8 Prozent.

Knapp verpasst hat die Stichwahl die Grünen-Landtagsabgeordnete Claudia Stamm. Ihre Parteigenossen hatten die Tochter von Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) eigens aus München importiert, um die Wahlchancen der Grünen zu erhöhen. Sie erhielt am Ende 19,9 Prozent.

Für die Freien Wähler kandidierte Hans Henninger, der Bürgermeister von Flachslanden. Er kam auf 17,9 Prozent. Abgeschlagen auf dem letzten Platz landete Herrmann Schweiger von der ÖDP mit 2,7Prozent. Nötig geworden war die Wahl im Kreis Ansbach, weil Landrat Rudolf Schwemmbauer (CSU) sein Amt wegen seiner schweren Erkrankung vorzeitig aufgibt.

In der Region München - unter anderem in Freising und Ebersberg - wurden ebenfalls Oberbürgermeister und Bürgermeister gewählt. Die wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier.

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