Kommentar:Wortschöpfungen reichen nicht

Zwischen Bauern und Naturschützern tobt ein ideologischer Streit um den Artenschutz. Die Staatsregierung tut wenig zur Befriedung

Von Christian Sebald

Mit ihrem "Aktionsplan Wolf" versuchen Ministerpräsident Markus Söder und sein Kabinett einmal mehr, ein Reizthema abzuräumen, das seit Jahren Unfrieden stiftet im Land. Und zwar wieder in einem Tempo, das alle überrascht - die Naturschützer genauso wie die Bauern. So gut es ist, dass Söder und seine beiden Minister Marcel Huber (Umwelt) und Michaela Kaniber (Agrar) jetzt beim Thema Wolf schnell handeln, so zweifelhaft ist es, ob sie es mit ihrem Aktionsplan schaffen, den ideologisch verbohrten Streit zu beenden, den Bauern und Tierschützer um den Wolf führen, und einen pragmatischen Umgang mit dem Reizthema zu ermöglichen. Die Sprachregelung, dass durch den bayerische Aktionsplan Wolf die Größe der Wolfspopulation hierzulande auf das "artenschutzrechtlich Erforderliche begrenzt werden soll", ist jedenfalls nicht dazu angetan. Denn mit solchen Formulierungen suggerieren Söder und Co. einmal mehr, dass "wolfsfreie Zonen" und "Erleichterungen bei Abschüssen" möglich wären, wie sie von den Bauern seit Jahren gefordert werden. Mit neuen Wortschöpfungen, die weniger radikal klingen, wird sich aber kein Tierschützer abspeisen lassen. Und den Bauern ist damit überhaupt nicht gedient. Es ist und bleibt dabei: Der Wolf steht in Deutschland und in EU unter strengstem Naturschutz. Abschüsse von Wölfen sind einzig in extremen Ausnahmefällen erlaubt. So ein Raubtier muss schon eine sehr große Gefahr für Leib und Leben von Menschen und Nutztieren darstellen, damit die Abschüsse rechtlich möglich sind. Die EU-Kommission hat bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass sich an diesem strengen Schutz für den Wolf nichts ändern wird. Das einzige Erfreuliche an dem neuen Aktionsplan ist denn auch, dass es in Zukunft ein Förderprogramm für Bauern geben wird, die ihre Schafe und anderen Nutztiere durch Zäune, Hunde oder andere Maßnahmen vor Wölfen schützen wollen. Ex-Agrarminister Helmut Brunner hatte selbst das bis zum Ende seiner Amtszeit torpediert.

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