Kommentar:Vom Rand in die Mitte

Wer nach Bayern zieht, der bleibt gerne und fühlt sich wohl, das zeigt eine neue Studie. Und wählt die CSU, das dürfte für viele eine überraschende Erkenntnis sein. Viele Migranten interessieren sich aber kaum für Politik, das sollten Politiker dringend ändern

Von Katja Auer

Die erfreuliche Erkenntnis aus der Studie der Hanns-Seidel-Stiftung ist, dass es anscheinend recht gut bestellt ist um die Integration in Bayern. Mehr als zwei Drittel der Migranten sind mit ihrem Leben im Freistaat zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Interessant ist, dass sich vor allem Menschen aus den Herkunftsländern sehr wohl fühlen in Bayern, deren Landsleute der Staatsregierung als potenzielle Bedrohung gelten. So beurteilen Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien ihre Lebenssituation im Freistaat besonders positiv. Für Flüchtlinge aus diesen Ländern schuf die CSU eigens Abschiebelager, als Asylbewerber anerkannt wurde quasi niemand. Auch Menschen aus den arabischen Staaten, aus denen die Staatsregierung die Zuwanderung islamistischer Gefährder befürchtet, bezeichnen sich überwiegend als zugehörig. Beide Gruppen nennen die Integration auch als wichtiges politisches Thema.

Mit dem politischen Interesse allerdings ist es nicht weit her bei den meisten Migranten, besonders die Menschen aus der Türkei sind der Studie zufolge nicht nur am meisten unter sich, sie interessieren sich auch kaum dafür, was politisch passiert in Bayern und Deutschland. Wer das allerdings tut, und wer wählen durfte im Freistaat, der stimmte mehrheitlich für die etablierten Parteien, die CSU und die SPD. Fast die Hälfte der Migranten, die zur Wahl gingen, haben in der Vergangenheit die CSU gewählt. Nicht die Grünen, zu deren Kernthemen die Integrationspolitik gehört.

Die befragten Migranten ordnen sich selbst überwiegend der politischen Mitte zu. So ist aus der Studie keine Tendenz zur Radikalisierung erkennbar. Es sind also nicht die politischen Ränder, denen sich die Migranten zugehörig fühlen, auch momentan würden die meisten für die etablierten Parteien stimmen. Doch damit sie sich überhaupt beteiligen am politischen und auch am gesellschaftlichen Leben, muss sich jemand um sie kümmern. Ihr Interesse an ihrer neuen Heimat zu wecken, das ist auch die Aufgabe der Politiker. Aller Parteien.

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