Kommentar:Mehr Wettbewerb wagen

Von der Bahnreform haben die Kunden ganz überwiegend profitiert. Deshalb können sie erstmal gelassen bleiben, wenn die Briten das Nürnberger S-Bahn-Netz übernehmen

Von Daniela Kuhr

Es ist eine Nachricht, die viele Nürnberger ratlos gemacht hat: Das gesamte S-Bahn-Netz soll künftig nicht mehr von der Deutschen Bahn betrieben werden? Ja, und? Was heißt das? Muss man sich darüber aufregen? So recht weiß das wohl niemand und es ist ja auch noch Zeit: Erst 2018 soll das britische Unternehmen National Express Rail den Betrieb der Nürnberger S-Bahn übernehmen. Bis dahin also bleibt ohnehin alles beim Alten. Und was danach kommt, wird man sehen. So denkt der Franke - und vermutlich hat er recht.

In ganz Deutschland fahren inzwischen Regionalzüge der unterschiedlichsten Unternehmen. Mal heißen sie Metronom, mal Bayerische Oberlandbahn, mal Alex. Der einstige Monopolist Deutsche Bahn dagegen hat nur noch einen Marktanteil von rund 70 Prozent. Eine Entwicklung, von der die Kunden ganz überwiegend profitiert haben. Nicht etwa, weil die DB so schlecht wäre. Aber der Wettbewerb hat die Preise sinken lassen, sodass die Bundesländer für das gleiche Geld inzwischen deutlich mehr Leistungen bestellen können. Allein in Bayern ist es in den vergangenen 20 Jahren seit der Bahnreform gelungen, das Angebot im Nahverkehr um 50 Prozent zu erhöhen. Statt 80 Millionen legen die Regional- und Nahverkehrszüge im Freistaat inzwischen 120 Millionen Kilometer im Jahr zurück.

Bislang lässt sich auch nicht feststellen, dass unter den sinkenden Preisen die Qualität des Services gelitten hätte. Genauso wie die Deutsche Bahn zufriedene und unzufriedene Fahrgäste hat, so hat das auch jedes andere Unternehmen. Wie es bei National Express in Nürnberg laufen wird, muss man tatsächlich erst einmal abwarten. Bislang ist das Unternehmen in Deutschland kaum bekannt. Noch ist beispielsweise unklar, wie gut es seine Mitarbeiter bezahlen wird. Aber eines steht fest: Schlecht gelauntes Personal wird National Express sich nicht leisten können. Dafür ist die Konkurrenz in Deutschland inzwischen zu groß - und das Unternehmen müsste schnell wieder den Rückzug antreten.

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