Kommentar:Gute Zahlen, schlechte Führung

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Die Verwaltungsräte der mittelfränkischen Bezirkskliniken haben jahrelang zugeschaut, wie Vorstand Helmut Nawratil seine Machtposition ausbaute

Von Uwe Ritzer

An der Legende wird schon gebastelt. Helmut Nawratil, heißt es da, sei das Opfer einer üblen Kampagne, exekutiert von Medien und gesteuert von Mitarbeitern der mittelfränkischen Bezirkskliniken, denen er doch nur vernünftiges und erfolgreiches Arbeiten habe beibringen wollen. Was im Umkehrschluss heißen würde, dass dort vorher ein rechter Sauhaufen gewesen sein muss. So einfach kann man sich Missstände schönreden.

Mit Nawratil werden die Bezirkskliniken jedenfalls keine ruhige Zukunft haben. Er hat schwarze Zahlen erwirtschaftet, jedoch nie geschafft, was guten Managern gelingt. Nämlich die Mitarbeiter von ihrem Kurs zu überzeugen, sie mitzunehmen und zu motivieren, anstatt sie mit Abmahnungen und Drohungen gefügig zu machen. Obendrein scheint sein eigenes Geschäftsgebaren etwa bei Ausschreibungen nicht gerade vorbildlich zu sein.

Dass die CSU aller Kritik zum Trotz vorbehaltlos zu Nawratil steht, ist nur konsequent. Müsste sie doch sonst erklären, weshalb ihr Frontmann Bezirkstagspräsident Richard Bartsch als Krisenmanager jahrelang versagte, weil er nur auf die Gewinnzahlen schaute. Bartsch behauptet sogar, es habe sich nie ein Klinikmitarbeiter bei ihm über Nawratil beschwert. Nun ja, vielleicht sollte er seinen Posteingang noch einmal überprüfen. Hätte Bartsch wahrgenommen, was er nicht wahrnehmen wollte, hätte sich Nawratil nie seine Machtposition aufbauen können.

Grüne, Piraten und Linke können für sich beanspruchen immer wieder im Klinik-Verwaltungsrat auf Missstände hingewiesen zu haben. Allerdings ließ sie dabei die Ignoranten-Front aus CSU, FW und den meisten SPD-Bezirksräten auflaufen. Apropos SPD - gerade in diesen Wochen führt die Partei einen Gerechtigkeits-Wahlkampf. Wie unglaubwürdig ist das, wenn die mittelfränkischen Genossen gleichzeitig zustimmen, das Gehalt eines umstrittenen Managers um fast 50 Prozent anzuheben, der selbst ständig Personalkosten senken will, bei anderen, versteht sich. Die einstige Arbeitnehmerpartei muss sich auch fragen, warum sie so lange gleichgültig hinnahm, wie rücksichtslos Nawratil und die Seinen mit eigenen Leuten umsprangen.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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