Kommentar:Eine Lücke für die Freien Wähler

FW-Chef Hubert Aiwanger gilt zwar als beratungsresistent, aber am Parteitag zeigte er sich dennoch weniger hartleibig als zuletzt. Wenn er bei einem unaufgeregten Ton in der Flüchtlingspolitik bleibt, könnte sich für die FW bei der Landtagswahl in der Konkurrenz mit AfD, CSU und FDP doch noch eine Lücke auftun

Von Lisa Schnell

Hubert Aiwanger gesteht nicht gerne Fehler ein. Auf die Frage, was er rückblickend anders gemacht hätte, hatte der Freie Wähler-Chef noch ein paar Tage vor dem Parteitag keine Antwort. Und das trotz der Kritik, die der Landtagsabgeordnete Alexander Muthmann geübt hatte, der zur FDP wechselte, weil ihm Aiwanger zu oft aufs rechte Lager schielte. Sicher hat Aiwanger recht, Muthmanns Motive auch in der persönlichen Abneigung gegen ihn zu suchen. Und doch wird sie inhaltlich auch von Teilen der Basis und der Landtagsfraktion geteilt.

Dass Aiwanger doch nicht so beratungsresistent ist, wie er sich selbst oft gibt, zeigte er am Parteitag. In seiner Rede verzichtete er auf missverständliche Formulierungen in der Asylpolitik. Auch die Aussage, mit der CSU koalieren zu wollen, sparte er sich. Dass die bei vielen als Anbiederung empfunden wird, war auf dem Parteitag immer wieder zu hören, gepaart mit der Sorge, in einer Koalition mit der CSU genauso unterzugehen wie die FDP. Auch Aiwangers Zuversicht, trotz mauer Umfrageergebnisse von sechs bis sieben Prozent auf jeden Fall wieder in den Landtag einzuziehen, wird bei der Basis nicht von allen geteilt.

Der Landtagswahlkampf wird für die Freien Wähler so hart wie lange nicht. Mit AfD, CSU und der wieder erstarkten FDP konkurrieren sie um das konservative Lager. Bleibt Aiwanger bei seinem unaufgeregten Ton in der Zuwanderungsfrage, könnte sich für die FW eine Lücke auftun, wenn die CSU wie vermutet nach rechts rückt. Allerdings wird es den FW mit jeder Andeutung, möglichst bald mit der CSU koalieren zu wollen, schwerer fallen, sich als glaubhafte Alternative zur Regierungspartei zu präsentieren. Im Gegensatz zur Großstadtpartei FDP haben die FW den Vorteil, auf dem Land kommunal stark verwurzelt zu sein. Für ihr Klientel in den Kommunen müssen sie jetzt wieder Inhalte liefern. Das wird sehr viel leichter fallen, wenn der Vorsitzende nicht so unter Druck steht wie in den vergangenen Wochen. Einlenken lohnt sich manchmal eben doch.

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