Kommentar:Die Kleinen werden größer

Die Landtagswahl 2018 könnte für die CSU ein Absturz mit Ansage werden. Denn die kleinen Parteien werden versuchen, den Schwung aus der Bundestagswahl zu nutzen. Das könnte das Ende der Alleinherrschaft bedeuten

Von Katja Auer

Die Bundestagswahl ist vorbei und mit den Analysen der eigenen Fehler und denen der anderen beginnt sogleich der Wahlkampf für die Landtagswahl. Ein Jahr ist es noch bis dahin und schon jetzt zeichnet sich ab, dass es einer der spannendsten werden könnte, den der Freistaat seit Langem erlebt hat. Und einer der härtesten.

Denn zum ersten Mal sieht es so aus, als wäre die absolute Mehrheit der CSU nicht gottgegeben, sondern von Wählern abhängig, die sich tatsächlich anders entscheiden, wenn sie mit der Politik der CSU nicht einverstanden sind. Die Situation ist nicht vergleichbar mit 2008, als die CSU mit Erwin Huber und Günther Beckstein an der Spitze völlig überraschend auf 43,4 Prozent absackte. Damals gab es vielleicht ein paar dunkle Ahnungen, aber eine solche Schlappe hatten weder die Demoskopen noch die Parteistrategen vorausgesagt. Doch es war mehr ein Protest der Wähler denn echte Unzufriedenheit, und so holte Horst Seehofer die absolute Mehrheit fünf Jahre später zurück.

Diesmal könnte es ein Absturz mit Ansage werden. Die AfD hat in Bayern mehr Zustimmung gefunden als erwartet, die wird nicht einfach so wieder unter die Fünf-Prozent-Hürde verschwinden. Entsprechend stark muss die CSU um die Abtrünnigen buhlen. Der Rechtsruck ist absehbar, ebenso wie der Tonfall in den Auseinandersetzungen mit der AfD. Aber da sind ja auch noch die Freien Wählern, die ebenfalls die bessere CSU sein wollen und das konservative Publikum anvisieren. Und die Liberalen, die nach dem Erfolg bei der Bundestagswahl unbedingt wieder ins Maximilianeum wollen. Alle wollen sie die Stimmen, die die CSU für ihre Alleinherrschaft braucht. Nicht zu vergessen die Grünen, die für heimat- und naturverbundene Menschen ebenfalls längst wählbar sind.

Die alte Regel, dass eine hohe Wahlbeteiligung den großen Parteien nützt, scheint nach dieser Wahl außer Kraft gesetzt zu sein, bei der Grüne, Liberale, Linke und die AfD in Bayern überraschend hohe Ergebnisse erreichten. Und so werden die kleinen Parteien darauf setzen, ihre Anhänger auch bei der Landtagswahl an die Urnen zu treiben. Gelingt das wieder, könnte es das Ende der Alleinherrschaft der CSU bedeuten.

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